J. M. \V. TURNER, ZÜRICH
ANDERTHALB JAHRHUNDERTE ENGLISCHER MALEREI
GEDANKEN GELEGENTLICH DER INDUSTRIE-AUSSTELLUNG
IN WOLVERHAMPTON
VON
OSWALD SICKERT
IN Verbindung mit einer Industrie-Ausstel-
lung, die in Wolverhampton stattfand, ist in
diesem Zentrum der Eisen-Industrie eine kleine,
aber umfassende Sammlung von Bildern eng-
lischer Maler vereinigt worden, welche mit
Hagarth beginnt und mit dem letzten Schüler
endigt, den die Slade-Schule hinauswarf und
den der Neue Englische Künstlerklub vor ein
oder zwei Jahren aufnahm.
Die Aufgabe, die geheimnisvollen Bande
zu entdecken, welche zwischen dem Blühen
der Industrie und dem Bedürfnis für Bilder
sowie deren Wertschätzung bestehen, mag
denen überlassen bleiben, die das Talent
zur Lösung sozialer Probleme in sich fühlen
und die den Mut besitzen, zu untersuchen, mit
welch merkwürdiger Beharrlichkeit diese
wenigst verständliche aller Künste unter einer
Nation von dekadenten Krämern sich erhält,
einem Volke, das bei der geringsten Heraus-
forderung gern bereit ist, sich in Kunstfragen
als unwissend, ja sogar als uninteressiert, zu
bekennen. Vor wenigen Monaten noch erhob
sich im Oberhaus kein Geringerer als der da-
malige Premierminister, um zu erklären, dass
England nichts von Kunst verstehe und sich
nicht um sie kümmere. Diese Behauptung
wurde als selbstverständlich von einer Körper-
schaft aufgenommen, welche zusammen wahr-
scheinlich die herrlichste Bildersammlung der
Welt, von den öffentlichen Galerien ab-
gesehen, besitzt. Auch fand es Keiner merk-
würdig, dass Lord Salisburys Erklärung durch
eine Frage hervorgerufen worden war, welche
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ANDERTHALB JAHRHUNDERTE ENGLISCHER MALEREI
GEDANKEN GELEGENTLICH DER INDUSTRIE-AUSSTELLUNG
IN WOLVERHAMPTON
VON
OSWALD SICKERT
IN Verbindung mit einer Industrie-Ausstel-
lung, die in Wolverhampton stattfand, ist in
diesem Zentrum der Eisen-Industrie eine kleine,
aber umfassende Sammlung von Bildern eng-
lischer Maler vereinigt worden, welche mit
Hagarth beginnt und mit dem letzten Schüler
endigt, den die Slade-Schule hinauswarf und
den der Neue Englische Künstlerklub vor ein
oder zwei Jahren aufnahm.
Die Aufgabe, die geheimnisvollen Bande
zu entdecken, welche zwischen dem Blühen
der Industrie und dem Bedürfnis für Bilder
sowie deren Wertschätzung bestehen, mag
denen überlassen bleiben, die das Talent
zur Lösung sozialer Probleme in sich fühlen
und die den Mut besitzen, zu untersuchen, mit
welch merkwürdiger Beharrlichkeit diese
wenigst verständliche aller Künste unter einer
Nation von dekadenten Krämern sich erhält,
einem Volke, das bei der geringsten Heraus-
forderung gern bereit ist, sich in Kunstfragen
als unwissend, ja sogar als uninteressiert, zu
bekennen. Vor wenigen Monaten noch erhob
sich im Oberhaus kein Geringerer als der da-
malige Premierminister, um zu erklären, dass
England nichts von Kunst verstehe und sich
nicht um sie kümmere. Diese Behauptung
wurde als selbstverständlich von einer Körper-
schaft aufgenommen, welche zusammen wahr-
scheinlich die herrlichste Bildersammlung der
Welt, von den öffentlichen Galerien ab-
gesehen, besitzt. Auch fand es Keiner merk-
würdig, dass Lord Salisburys Erklärung durch
eine Frage hervorgerufen worden war, welche
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