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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 1.1902-1903

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Servaes, Franz: Die Wiener Kunstgewerbeschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.3547#0440

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KLASSE JOSEF HOFFMANN, KORRIDOR MIT VERSCHIEDENEN MÖBELSTÜCKEN UND ENTWÜRFEN

DIE WIENER KUNSTGEWERBESCHULE

VON

FRANZ SERVAES

WIENS Stellung innerhalb des modernen
Kunstbetriebes gründet sich vorwie-
gend auf seine Leistungen im Gebiet der dienen-
den und schmückenden Künste. Die Architek-
tur, ehemals sehr bedeutend und in gewissem
Sinne führend, kann dank der lähmenden poli-
tischen und sozialen Verhältnisse gegenwärtig
nicht recht aus sich heraus; sonst dürfte sie, da es
an Talenten und Einsicht nicht fehlt, Aussicht
haben, unter Otto Wagners Führung einen der
stolzesten Gipfelpunkte zu erreichen. Malerei
und Skulptur haben zum Teil ein sehr schönes
Niveau erlangt, befinden sich aber, wo sie
darüber hinausstreben, noch stark im Stadium
des Experimentierens und haben im allge-
meinen unter der Jämmerlichkeit des Kunst-

unterrichtes zu leiden, der die jetzt schaffende
Generation so lange brachgelegt und zurück-
geschraubt hatte, bis sie sich durch Begrün-
dung der Secession (1898) selber befreite.
Um die gleiche Zeit vollzog sich auch die
Emanzipation des Kunstgewerbes. Aber hier
waren die Chancen bedeutend günstiger und
wurden es deshalb auch die Erfolge. Die
Grundvoraussetzung, ein technisch gut ge-
schultes Handwerkcrtum, war grösstenteils
gegeben; die zweite Voraussetzung, Ausbil-
dung des Geschmacks durch natürliche Freude
am Sinnfällig-Schönen, traf in noch erhöhtem
Masse zu; und als dritte Voraussetzung darf
wohl der von England und Belgien aus ge-
leitete Umschwung in der theoretischen Er-

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