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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 2.1904

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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.3550#0159

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CHRONIK

NACHRICHTEN, AUSSTELLUNGEN ETC.

Am i j. Dezember und den folgenden Tagen hat in
Weimar eine Besprechung und daraufhin die Begrün-
dung eines neuen Künstlervereines, des deutschenKimst-
lerbundes, im Gegensätze zu der alten allgemeinen
deutschen Kunstgenossenschaft stattgefunden. Auch
wurde ein Delegierter nach Oesterreich geschickt, um
die dortigen Künstler zum Beitritt aufzufordern.

Der neue Bund setzt sich nicht allem gegen die
alte deutsche Kunstgenossenschaft wegen ihrer etwas zu
reichlichen Schar von Mitgliedern ein - er ist vie -
mehr zweifellos das Ergebnis einer kunstpolitischen
Gruppierung. Die Bethätigung eines Missverstehens von
oben her rief den Zusammenschluss der Ungewurdigten
herbei und so kam durch die Verbindung von berliner
Secessionisten mit Arthur Kampf, Klinger und einigen
anderen hervorragenden Künstlern die Weimarer Ver-
handlung zu Stande, die die älteren Verbände, ^eces-
sionen, Scholle etc. nicht aufhebt. _

Das wichtigste Statut des neuen Bundes ist, dass M-
porationen in ihn nicht eintreten können, dass vielmeir
über die Aufnahme der Einzelnen von Fall zu fall en -
schieden wird. Der Vorstand hat über die Aufnahme
von Mitgliedern zu verfügen.

Um eine Probe seines Könnens zu geben, um für die
gastliche Aufnahme in Weimar zu danken, beabsichtigt
der Bund zunächst eine Ausstellung in Weimar. Die Ver-
anstaltung von Ausstellungen in den verschiedenen
Kunstcentren Deutschlands istseine wesentliche Aufgabe.

Die Ausstellung in St. Louis mit dem erneuten Her-
vorbrechen der Macht der alten deutschen Kunstgenossen-
schaft brachte dieBegründungdesneuenBundesschneller
zu Wege. Der Haupt vorstand der allgemeinen deutschen
Kunstgenossenschaft in Dresden richtete allerdings noch
einen Appell an die Künstler, die in St. Louis nicht aus-
stellen wollten und wies auf die Pflicht hin, die Erwä-
gungen des künstlerischenBewusstseins dem allgemeinen
■Ziele zum Opfer zu bringen; er selbst aber hatte, so
lange er noch nicht wieder am Ruder sass, nur die ge-
kränkte Selbstliebe hervortreten lassen und vorher zu
grosse Schwächen gezeigt, als dass man ihm noch die Ver-
tretung unsererKunstinteressen hätte anvertrauen mögen.

Nie war eine Demütigung, denn eine Demütigung
war es, verdienter gewesen als. die Einsetzung eines
Komitees das an Stelle der allgemeinen Kunstgenossen-
schaft die Ausstellung in St. Louis organisieren sollte.

Der Vorstand der allgemeinen Kunstgenossenschäft
ruhte nicht eher als bis er die Angelegenheit wieder

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