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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 2.1904

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Veth, Jan: Menzel
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https://doi.org/10.11588/diglit.3550#0263

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MENZEL

VON

JAN VETH

ENZEL ist, wie man weiss, von
Vaters Haus aus Lithograph. Be-
kannt ist auch, dass der jetzt Acht-
undachtzigjährige, der schon sehr
früh auf eigenen Füssen stand,
weiter in allen Sachen seinen
eigenen Weg gegangen ist. Schon
bald zeigte sich Menzels Art ausnehmend als die
eines scharf gespitzten Untersuchers. Die christ-
liche Romantik, welche die besten Geister in seiner
Jugend in Deutschland beherrschte, konnte auf
den realistisch Veranlagten wenig wirken. Wohin
seine Neigungen ihn führen sollten, das wusste der
Pfadfinder selber so früh nicht zu bestimmen, aber
dass er sich vor Bergen von anhaltender Arbeit nicht
scheuen würde, das stand schon bald recht fest. Es
ist unbegreiflich, wie Menzel schon vom Anfang
an gründlich gearbeitet haben muss, um sein so
vollkommen Eigenes zustande zu bringen. Es liegt
etwas von einem deutschen Balzac mit dem Blei-
stift in diesem hundertäugigen Künstler, der so
fleischlich und doch so vernünftig alles was er sehen
und sich denken konnte auf das Papier gebracht hat.

Was für ein glückliches Zusammengehen von
verschiedenen Eigenschaften bei diesem Maler.

Was für ein fast ungeschlachtes Durchgreifen
in sein Modell und das bei einer oft so unleugbaren
Zierlichkeit. Was für eine breite Mischung vonTreu-
herzigkeit und brüsker Bravour, von nicht selten
etwas schulmeisterhaftem Nachdruck mit bald
wieder der frischesten Geschmeidigkeit. Seine uner-
müdliche Beobachtung ist meilenweit davon nervös
zu sein, vielmehr möchte man sie wegen ihres inner-
lichen Gleichgewichts mehr oder weniger klassisch
nennen. Er steht allen Dingen unverzagt gegen-
über, stellt sich die grössten Schwierigkeiten,
die er mit der ruhigsten Sicherheit überwindet,
regiert auf dem Felde seiner Zeichnung als unbe-
schränkter Herrscher. Vielleicht findet man da
alles, — und das meinte ich soeben mit dem Schul-
meisterhaften, — ein wenig zu sehr gezeichnet,
zu tüchtig. Man könnte bemerken, dass bei solcher
Durcharbeitung einige Verwirrung nicht ganz fern
bleibt, und dass bei solcher Fülle von Accenten
kein Grundton mehr zu spüren sei. Aber, und
dies ist der Gegensatz zu AfTektations-Arbeit:

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