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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 2.1904

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Walter Leistikow
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https://doi.org/10.11588/diglit.3550#0266

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WALTER LEISTIKOW GRUNEWALDLANDSCHAFT

WALTER LEISTIKOW

VON

OSCAR BIE

ION einem lebenden Künstler zu
I schreiben bringt zweierlei Ver-
legenheiten. Erstens bedarf es
einer gewissen coucilianten Be-
handlung, um dem Schaffenden
| nicht Mut und Glauben zu
nehmen, und zweitens ist das Charakterbild seiner
Kunst oft noch nicht abgeschlossen genug, um es
endgiltig rahmen zu können. Ich gestehe, dassichim
Falle Leistikow mich mehr in der zweiten Verlegen-
heit befinde als in der ersten. Er steht sicher und fest
genug in der Gegenwart, um überflüssige Schmei-
cheleien nötig zu haben, aber er hat sich so ver-
schiedenfach betätigt, dass er die Hoffnung nährt,
noch nicht am Ende zu sein.

Um nur die Hauptcharaktere seiner Kunst zu
erwähnen, so könnte man die Bilder in mindestens
sechs Gruppen schichten. Zuerst kommen jene noch
in Gudescher Bildhaftigkeit befangenen Scenen an
stillen Wassern, mit interessanten Bäumen, Schilf,
Häuschen, Pflöcken und dem ganzen niederdeutschen
Fischer- und Seeapparat, wobei die Menschen selbst
nicht fehlen, die sich entweder als Hirten, Fischer
oder garnicht beschäftigen. In der nächsten Gruppe
kehrt Leistikow schon den Menschen den Rücken,
um sie nie wieder mit seiner Kunst zu verfolgen.
Denn die Landschaft selbst wird lebendig, sie hat
jenes tiefe Schweigen, das alle guten Landschaften
haben und in dem der Mensch eine höchst störende
Leblosigkeit bedeutete. Es giebt Menschen, die eine

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