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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 2.1904

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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.3550#0334

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CHRONIK

FÜR ST. LOUIS

ALS Vorschau berliner Kunstgewerbes für St. Louis
waren hier einige Tage zwei Kinderzimmer aus-
gestellt, die der Architekt Arno Körnig im Auftrag von
Rudolph Hertzog und C. Prächtel entworfen hat.

Es sind gute Leistungen, zweckvoll, hygienisch-
ästhetisch, und dabei im Rahmen durchdachter Sachlich-
keit und Nützlichkeit, nicht ohne Pharitasieanregung.

Vor allem gelang, wie praktische und sanitäre Prin-
zipien gleichzeitig schmückend durchgeführt wurden.
Olivgrünes Linoleum als Fussbodenbelag, als Paneel-
bespannung mit breiter Leiste abgeschlossen, darüber
heller Wandanstrich ist staubfrei, abwaschbar, gesund
und zweckmässig und ergiebt dabei eine angenehme,
ruhig abgetönte Stimmung. Ein guter Hintergrund ent-
wickelt sich daraus für die Möbel aus grauer kräftig
gemaserter Esche.

Einfach in der Form sind sie, abgerundet, ohne alle
scharfen Kanten, ungefährlich, keine Stossklippen. Auf
äusserliche Ausschmückung verzichten sie, aber sie
wirken doch lebendig und bewegt in der Silhouette.
Ihre weichen Rundungen machen das und ein sehr
hübsches Motiv der Flächenfüllung: das quadratisch ge-
kreuzte Leistenwerk.

Mannigfach verwendet es Körnig. Als offenes
Spalier führt er es um den oberen Rand des Sopha-
umbaus. Er lässt es auf den Decken der Seiten-
schränkchen Nischen bilden, zierliche Box für das
Spielzeug-Getier, er wölbt es zu einem Laubendach
über dem Sitz.

Dann wieder füllt er damit die Thüren der kleinen
und der grösseren Schränke (für Garderobe und Wäsche).
'Es wird hier von ovalen Rahmen umschlossen, wodurch
die Figuration noch abwechselnder erscheint, mit Glas
und gespanntem hellschimmernden Stoff hinterlegt.
Eine blanke schmucke Wirkung.

Eine praktische und gut aus demMaterial gewonnene
Nuance zeigen noch die Thüren. Sie haben kräftig aus-
gebildete, handgerecht ausgehöhlte Holzknäufe, an
denen sie sich bequem, ohne dass man am Schlüssel
ziehen muss, öffnen lassen.

Das bewegliche Inventar, Tischlein und Stühlchen,
hat das besondere Kennzeichen, dass es sich nicht leicht
umwerfen lässt. Trotz des Eindrucks äusserer Zierlichkeit
ist es doch schwer und stabil. Es soll nicht gehoben,
sondern geschoben werden. Und das ist wieder für die
Kinder zugleich ungefährlicher und amüsanter. Und
die Unterbauten der kleinen Sessel, mit ihren an

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