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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 2.1904

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Heilbut, Emil: Das Shakespeare-Denkmal in Weimar: ein Dialog
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https://doi.org/10.11588/diglit.3550#0358

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O. LESSING, DAS SHAKESPEARE-DENKMAL IN WEIMAR

„.-. erhält durch das Denkmal, das wir heute enthüllen,
einSymbol und Wahrzeichen von nationaler Bedeutung.
Wir wollen durch seine lapidare Sprache künden, dass
wir der Mission Shakespeares Bestand wünschen bis in
die fernsten Zeiten/'

Prof. Dr. Brandt in der Enthüllungsrede.

DAS SHAKESPEARE-DENKMAL IN WEIMAR

EIN DIALOG

: Mein Verehrter, Sie schelten auf das neue Denk-
mal in Weimar. Ich finde, Sie gehen zu weit.
Was wollen Sie. In den achtziger Jahren schrieb
einmal Paul Lindau, er fände (was hat er nicht
schon gefunden), dass die Porträts, die Franz
Lenbach vom Fürsten Bismarck machte, diesem
kongenial wären. Das war nicht vernünftig. In
welchem Sinne kann man behaupten, dass ein
Künstler einem Politiker, kongenial wäre? Mir
fällt in diesem Augenblicke Tizians wunder-
schönes Porträt Karls des Fünften ein, dieses Por-
trät, auf dem Karl der Fünfte in einem unheim-
lichen Abendsonnenlicht über das Feld reitet.
Wer aber ist Tizian! Wir müssen uns gewöhnen,

uns zu bescheiden. Wir können keine Aufträge
an Tizian oder an Rodin erteilen, wenn solche
Künstler nicht am Leben oder wenn sie in einem
französischen Dorfe sind. Wollen Sie mich denn
glauben machen, der Goethe, der Ihnen auf dem
Goethe-Schiller-Denkmal in Weimar konvenabel
scheint, der Goethe vonRietschel oder Rietschels
Luther wären Goethe, wären Luther ? Es hat mich
in den zum Teil öden Reden der Parlamentarier
letzthin so gefreut, dass schweigend eingeräumt
wurde, dass auchRauchs Friedrichs-Denkmal unter
den Linden keine Gigantenleistung ist, dass als
heroische Leistung unter den berliner Denkmälern
allein der Grosse Kurfürst anerkannt worden

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