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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 2.1904

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BÜCHERBESPRECHUNGEN

Zeichnungen alter Meister im Kupferstich-
K ab inet der K. Museen zu Berlin. Herausgegeben
von F. Lippmann. Lichtdrucke der Reichsdruckerei.
Berlin, G. Grote 1902—4, Lieferung I—IX (iL M. ij).

Das kunstgeschichtliche Studium hat in den letzten
Jahrzehnten an Ausdehnung nach jeder Richtung so
ausserordentlich gewonnen, dass man wenigstens stellen-
weise auch eine grössere Vertiefung wird voraussetzen
dürfen. So ist zu hoffen, dass auch der kleine Kreis
derer, die den hohen künstlerischen Genusswert der
Zeichnungen alter Meister erkannt haben, sich bedeutend
erweitert haben wird. Konzentration und Stimmung
erfordert das Studium dieser künstlerischen Visionen,
die die Kraft und den Reiz der Unmittelbarkeit besitzen,
allerdings in hohem Grade. Es erschliesst uns dafür
aber auch manches Geheimnis künstlerischen Schaffens
und unserer eigenen Formenauffassung. Die Betrach-
tung von Meisterzeichnungen lässt uns besonders klar
erkennen, wie unabhängig die künstlerische Wirkung
von jeder Art von Sinnestäuschung ist, wie die lei-
sesten Andeutungen des Natureindruckes zur Anregung
unserer Formenerinnerung genügen, wenn das Wesent-
liche der Form mit klarem Blicke erfasstund mit sicherer
Hand wiedergegeben ist.

Natürlich kann keine Nachbildung das Studium der
Originalwerke überflüssig machen, wie das leider auch
gelehrte Leute öfter zu glauben scheinen, aber sie kann
die Erinnerung auffrischen, Anregung und Genuss ge-
währen. Nach einem intensiven Kunsteindrucke, im
Augenblicke des Scheidens gewinnt man erst den rech-
ten Begriff von dem Werte der Reproduktion. Deshalb
ist auch Italien das klassische Land der guten und bil-
ligen Photographien geworden. Wir in Deutschland sind
hierin noch sehr, sehr weit zurück. Während dort kaum
ein Werk dritten und vierten Ranges an abgelegenen
Orten unreproduziert geblieben ist, harren in Deutsch-
land noch die bedeutendsten Kunstwerke ihres Photo-
graphen. So sind wir auch mit der Veröffentlichung
der Schätze unserer Handzeichnungssammlungen ziem-
lich im Rückstande geblieben. Jetzt freilich beginnt
man mit gewohnter Energie und Gründlichkeit die
Lücken auszufüllen. Prächtige Publikationen ihrer Zeich-
nungen haben schon die Galerien von München und
Dresden veröffentlicht und auch in Wien erscheint eine
gute und billige Sammlung von Nachbildungen alter
Zeichnungen. Das berliner Museum tritt nach einem
früher unternommenen Versuche erst jetzt mit einer,
nun aber gross angelegten und sachkundig geleiteten

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