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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 4.1906

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bach, die Impressionisten Manet, Degas, Moner, Renoir,
Pissarro, Sisley erschienen 1883,0s folgten Hans v. Marees,
Stauffer-Bern, Uhde, Adolf Hildebrand, Trübner, Israels,
Mauve, Habermann, Liebermann, Maris, L. v. Hofmann,
Spitzweg, Liljefors, Toroop, Henri Martin, Slevogt,
Corinth, Th.Th. Heine, Strathmann, Schlittgen, Whistler,
1896 kamen Leistikow, Fantin-Latour, Moreau, 1900 er-
schien Hodler — man sieht, dass eine ungewöhnliche
Intelligenz dieBahnen dieser Ausstellungen vorgezeichnet
hatte. Bekannt ist, was Gurlitt für das Anerkanntwerden
vonBöcklin und Feuerbach gewirkt hat. — In der jetzigen
Ausstellung zur Eröffnung des neuen Hauses sieht man
viele Thoma's, Werke der Frühzeit und der späteren
Jahre, wir möchten den „Wasserfall", von 1875, als ein
schönes Bild hervorheben. Von Böcklin und von Feuer-
bach findet man interessante Werke, auch einen ganz
frühen Feuerbach, der gemalt ist, ehe Feuerbach nach
Paris gekommen war und bei dem dabei in ganz merk-
würdiger Weise Poussin und Ingress Gevatter gestanden
zu haben scheinen. — Bei Paul Cassirer wird eine Monet-
Ausstellung vorbereitet.

Anlasslich der silbernen Hochzeit des Kaisers ver-
anstaltet der Kaiser Friedrich-Museumsverein eine Aus-
stellung von Werken alter Kunst aus berliner Privat-
besitz. — Eine seltsame Mar wird verbreitet: dass unser
Kaiser eine Sammlung der von ihm in Auftrag gegebenen
Kunstwerke herausgeben lassen werde. Wir wollen
nicht „vorgreifen", wie „Paula Erbswurst" sagt, aber der
Gesamteindruck wird wohl unerfreulich sein. Nicht
einmal „Getrennt mir heilig, vereint abscheulich" wird
man bei diesem Album sagen dürfen: denn auch fast
alles Einzelne wird wenig anziehend sein. — Dass Anton
von Werner beauftragt ist, die Scene zu malen, wie das
Wagnerdenkmal im Tiergarten enthüllt wird, wissen
bereits unsere Leser. Manche werden sagen, dass selten
ein Maler und die Aufgabe, die ihm gestellt wurde, sich
so „deckten". Aber doch finden wir Anton von Werner
um mehr als eine Nuance besser als den Schöpfer des
Wagnerdenkmals. Uns fällt bei diesem Anlass übrigens
ein, dass das schlechteste Bild der Nationalgalerie das
ist, auf dem ein Namensvetter unseres Anton, Fritz
Werner, ebenfalls eine Denkmalsenthüllung im Tier-
garten gemalt hat. Und wieder hierbei fällt uns ein,
dass derselbe Fritz Werner in der graphischen Abteilung
der diesmaligen Ausstellung am lehrter Bahnhof ein Paar
ausgezeichnete Arbeiten aus seiner Jugend zeigte. Das
Phänomen erklärt sich, wenn man daran denkt, dass Fritz
Werner damals unter der Einwirkung des genialen
Menzel stand und dass seine spätere Entwicklung zum
Schlechten erfolgte, als jener magnetische Einfluss auf-
hörte. H.

Über Maltechnik. Ein Beitrag zur Beförderung
rationeller Malverfahren. Von Wilhelm Keim, Leipzig,
A. Foersters Verlag.

Es ist schwer, gerecht über das Gute in einem Buch
urteilen, wenn es sich so versteckt wie in diesem Fall.
Der Verfasser, dem es um seine gute Sache gewiss heilig
Ernst ist, fällt in den häufig zu beobachtenden Fehler,
Dinge, die nur für ihn selbst besonders wichtig sein
können, für einen Gegenstand allgemein öffentlichen
Interesses zu halten. So ist das sachlich Wertvolle fast
unauffindbar in einer ungeheuren Anhäufung von per-
sönlicher Polemik, Gerichts-und Personalakten, Sitzungs-
berichten und inneren Vereinsangelegenheiten verborgen,
dass ein Lesen des Buches so gut wie unmöglich ist.

«■

Radierungen von Manet. Mit einem Vorwort
von Th. Duret. Verlag von Ernst Arnold in Dresden.

Die Radierungen Manet's reichen von seinen An-
fängen bis zu seinem Tode. Eine seiner ersten, „Si-
lentium", stammt ganz aus seinem Anfang, die letzte,
„Jeanne", ist von 1882. In den Jahren 1862 —1867 war
er hauptsächlich fruchtbar in der Radierung, er liebte
damals spanische Motive und eine grosse Zahl seiner
Radierungen beschäftigt sich mit spanischen Gegen-
ständen. Er erneuerte aber ständig seine Gegenstände,
selbst wenn er nach Bildern radierte, die er bereits ge-
malt hatte. Seine kleinste Radierung der „Olympia"
machte er, um einen Aufsatz von Emile Zola in der
revue du XIX. siccle zu ilustrieren. Bei dieser Gelegen-
heit wollte er das Lob unterstützen, das Zola ihm zollte
und brachte bei der Radierung eine grosse Genauigkeit
der Zeichnung und eine seltene Vollendung des Tech-
nischen der Radierung hervor.

Manche seiner Radierungen zeigen nur Andeutungen
des gewollten Gegenstandes — andere, so die „Lola de
Valence" und das „Kind mit dem Degen" sind sehr
durchgearbeitet. Das Ensemble enthält Wiedergaben
von alten Gemälden, Wiedergaben nach eigenen Ge-
mälden , Originalkompositionen und einzelne Porträts,
Baudelaire unter diesen und Edgar Poe. In seiner
„femme ä la mantille" ahmt er die Manier Goya's nach.
Manet liebte es sehr, von den Radierungen seiner Vor-
gänger in der Kunst zu sprechen und seine beiden
Hauptneigungen gingen hierbei zu Canale und Goya.

«•

Das radierte Werk des Anders Zorn, be-
arbeitet von Fortunat von Schubert-Soldern, mit einer
Radierung und zwanzig Lichtdrucktafeln ist ebenfalls im
Verlage von Ernst Arnold erschienen, ein wunderschön
gedruckter Band mit sehr sorgfältigen Beschreibungen
der einzelnen Zustände der Platten. Unter den Ab-
bildungen gewinnt wieder die „Dame mit der Cigarette,

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