Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 4.1906

DOI Artikel:
Chronik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4390#0093

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
CHRONIK

NACHRICHTEN, AUSSTELLUNGEN ETC.

Aus den amtlichen Berichten der königlichen Kunst-
sammlungen:

Die Gemäldegalerie hat ausser einer Landschaft von
Cima da Conegliano, die durch Erstattung des Kauf-
preises vom Kaiser Friedrich-Museums-Verein über-
nommen wurde, vom ebengenannten Verein zu dauernder
Aufstellung erhalten Gemälde von Ugolino da Siena,
von einem florentiner Meister aus der Nachfolge Giottos,
von Giovanni di Paoli, von Masaccio und von Goya; Herr
Marcus Kappel überwies ein niederländisches Gemälde
aus der Zeit um iyio; endlich gelangten aus dem Be-
sitz der Fürstin zu Wied in die Gemäldegalerie die beiden
aus St. Omer stammenden Altartafeln Simon Marmions,
über die W. Bode schreibt: „Sie bildeten die beweglichen,
auf beiden Seiten bemalten Flügel eines merkwürdig
breiten Altares, dessen Mittelschrein mit Bildwerk in
Silber gefüllt war. Je ein zinnenartiger Aufsatz sass
zuäusserst auf den Flügeln, zwei Tafelchen, die seit
1860 in der londoner National Gallery bewahrt werden.
Das Altarwerk entstand zwischen 14 <r 3 und 1459 im
Auftrage des Abtes Guillaume Fillastre. Auf den Innen-

seiten der Flügel ist das Leben des heiligen Benediktiners
Bertin in neun Szenen dargestellt, die durch gemalte,
sehr reich gegliederte Architektur geschieden sind. Der
knieende Stifter hat seinen Platz zuäusserst links auf dem
linken Flügel. Auf den Rückseiten sind grau in grau
einzelne Gestalten: Propheten, Evangelisten und die
Verkündigung Maria, in verhältnismässig grossem Mass-
stab zu sehen. Die Vermutung, dass das Malwerk des
Altares von St. Omer von dem im XV. Jahrhundert
thätigen und hoch berühmten Buchmaler Simon Marmion
herrührt, ist mit Erfolg von dem belgischen Kunstforscher
Dehaisnes begründet worden und wird von der neueren
Litteratur fast allgemein als richtig angenommen. Mar-
mion stammt aus Amiens und war zu Lille und Valen-
ciennes nachweislich thätig. Die Liebenswürdigkeit und
der feine koloristische Sinn des an der Grenze zwischen
Frankreich und den Niederlanden thätigen Miniaturisten
behauptet sich neben der schärfer charakterisierenden
und tiefer individualisierenden Weise seiner nieder-
ländischen Zeitgenossen, unter denen er seinen Platz
in unserer Galerie erhalten hat."

Von den Erwerbungen des Kupferstichkabinets seien

86
 
Annotationen