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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 4.1906

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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4390#0414

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CHRONIK

NACHRICHTEN, AUSSTELLUNGEN ETC.
Drei neue Rubens fanden im Kaiser Friedrich-Museum
ihren Platz. Sie wurden durch Tausch aus dem reichen
Bilderschatze der königlichen Schlösser übernommen.
Aus Sanssouci kam eine grosse büssende Magdalena in
felsiger Landschaft, ein Werk aus der letzten Zeit des
Meisters. Das zweite, kleinere Bild zeigt Venus und
Adonis in sonniger Landschaft. Schliesslich wurde ein
kleines hübsches Kinderbildnis der Sammlung einver-
leibt.

Der Domkapitular Alexander Schnütgen hat aus An-
lass seiner vierzigjährigen Wirksamkeit in Köln der Stadt
seine ungemein reichhaltige und kostbare Sammlung
mittelalterlicher rheinischer Plastiken geschenkt. Zur
Aufnahme des Geschenkes wird die Stadt neben ihrem
Kunstgewerbemuseum einen Anbau errichten, in wel-
chem die „Sammlung Schnütgen" unter besonderer Pflege
aufbewahrt werden soll. Wer die düsseldorfer Aus-
stellung besucht hat, wird sich an diese Sammlung, einen
wundervollen Bestandteil der geschichtlichen Abteilung,
mit Freude erinnern.

«■

Aus der Konkurrenz um ein Virchow-Denkmal ist
Klinisch als erster Preisträger hervorgegangen, während

der zweite Preis an Leibküchler-Berlin und der dritte'an
Professor KaufFmann-München fiel. Der Klimsch'sche
Entwurf findet wegen seines Motives: eine allegorische
Gruppe des Kampfes gegen das Ungesunde bildet die
Hauptsache, während Virchows Porträt nur als ein
ziemlich kleines Relief angebracht werden soll, lebhaften
Widerspruch, insonderheit auch in der medicinischen
Fachpresse. Einer der Söhne Virchows hat einen Protest
in der Vossischen Zeitung erlassen, in dem er aber die
in künstlerischem Sinne höchst bedenkliche Anmerkung
macht, Virchow könnte deswegen kein Denkmal in ganzer
Figur bekommen, weil die genauenMaasse seines Körpers
nicht festständen.

Dieser Satz ist kulturgeschichtlich sehr merkwürdig.
Die ihm zu Grunde liegende naturwissenschaftliche An-
schauung entspricht der, aus welcher jetzt ein japanisches
„Kunstwerk" hervorging, von dem die Zeitungen berich-
ten. Ein Bildhauer in Japan hat ein Selbstporträt gemacht
von so täuschender Doppelgängerschaft mit der Natur,
dass er es wagen kann, jeden Nachmittag in der Aus-
stellung sich neben seinem Standbild zu postieren und
die Leute raten zu lassen, ob er oder das Standbild die
polychrome Bildhauerarbeit sei.

Diese Auffassung von der Aufgabe der Kunst, die

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