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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 4.1906

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Denis, Maurice: Aristide Maillol, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4390#0527

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ARISTIDE MAILLOL

VON

MAURICE DENIS

(SCHl.USS)

VII. Das Linkische in Maillols Kunst.

So oft er aufrichtig ist, wird er linkisch.
Ich verstehe unter „linkisch" jene Art von
Ungeschicklichkeit, durch die sich, nicht
gebunden an äussere Formen, die persönliche
Erregtheit des Künstlers offenbart. Nicht
nur unsere alten Meister, die frühen Gotiker,
nein, auch die grössten unserer Modernen
haben uns Zeugnis von dieser glücklichen
Naivität gegeben. Ihgres liess sich, statt sich
mit den akademischen Vorschriften der Schule
Davids zu begnügen, ruhig der Ungeschick-
lichkeit zeihen und wagte die Thetis zu
zeichnen! Der alternde Puvis de Chavannes
bäumte sich gegen den Verfall der Ingres-
Schule auf und in ihm erstand die Kindlich-
keit der Giottoschule wieder. Um der jäm-
merlichen Oberflächlichkeit der Kunst des
zweiten Kaiserreichs zu entgehen, begnügten
sich Manet, Renoir, Degas damit, aufrichtig
zu sein und verachteten die Virtuosität, und
die Kritik witzelte über ihre Unkenntnis der
Prinzipien von Kunst, Farbe und Zeichnung!

Der Fall Maillol ist ein komplizierterer;
seine Kunst ist eine Kunst der Formeln, aber
sein Instinkt stellt sie auf; er enthält sich
jedweder Konvention, wenn er sie nicht,
wenn ich so sagen darf, selbst erlebt hat.
Man muss folgendes richtig verstehen: Seine
Aufrichtigkeit kennt nur Grenzen insoweit, als

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