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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 5.1907

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Heft 11
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Rembrandt im Museum zu Kassel, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4704#0457

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REMBRANDT
IM MUSEUM ZU KASSEL

VON

JAN VETH

as früheste von Rembrandts Gemälden
in der Casseler Galerie, die kleine
Pochade nach seinem eigenen Kopf in
eigentümlicher Beleuchtung, die un-
gefähr 1628 entstanden sein muss, ist
mehr eine Studie des experimentierenden jungen
Mannes, der gegen die Feinmalerei ankämpft,
worin er vorläufig am stärksten ist, als ein Werk,
worin schon viel vom eigentlichen Rembrandt
durchklingt.

Etwas anderes ist es mit dem 1630 datierten
Kopf des Alten Mannes in Samt gekleidet. Wenn
auch dies Gemälde des Vierundzwanzigjährigen
Rembrandt noch nicht in voller Glorie geben kann,
so trägt es doch den starken Stempel von etwas
ganz Eigenem und führt uns gleich mitten in seine
Malerei hinein. Hier ist mehr als eine Probe; hier
bekommen wir, wenigstens was das Gesicht be-
trifft, etwas in seiner Art schon vollkommen Aus-
gesprochenes. Rembrandt hatte sich in diesen Jahren
bereits viel mit Radieren beschäftigt, — und
es ist auffallend, wie er von Anfang an in dies
Radierwerk etwas gelegt hat, was ihn wohl immer
beschäftigte, ihm aber bei seiner vielleicht mehr

durch Stillebenbeobachtung befangenen Malerei
vorderhand nicht so gut gelang. Es ist das von
Luft Umflossene, das in der Umgebung Zitternde,
was seine radierten Blätter schon gleich so trefflich
ausdrücken.

Dasselbe nun ist es, was bei diesem gemalten
Männerkopf besonders berührt. Man bekommt
den Eindruck, als sei die Malweise hier durch das
freiere Radieren beeinflusst, ohne dass jedoch die
Farbe zu etwas ausser ihrem Bereich Liegendem for-
ciert wäre. Der Pinsel, der diese malerischen Greisen-
züge niederschrieb, scheint durch bebenden Aether
hin die Leinwand erreicht zuhaben. WasvanGoyen,
den er in Leyden gekannt haben muss, in der Land-
schaft begonnen hatte, das wird hier durch Rem-
brandt auch in Figuren vorbereitet. Die Sache ist,
dass er sich beim Setzen des Pinsels nicht nur
nach seinem Platz in der Höhe und Breite, sondern
vielleicht eben so sehr nach seinem Sinn in der
Tiefe des Bildes gerichtet hat. Sein Malen wird
ein Formen in bewegter Luft, beinahe könnte man
sagen: in einer Sphäre der Rührung.

Obwohl von aussen beleuchtet, scheinen nun
auch seine Bilder von innen heraus eine stille eigene

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