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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 5.1907

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Heft 11
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Elias, Julius: Der Berliner Glaspalast
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https://doi.org/10.11588/diglit.4704#0472

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durch: dir kann nichts mehr geschehen, vor Über-
raschungen und Anfechtungen bist du sicher, du
siehst zweitausend gemalte Bilder — nichts weiter.
Das Niveau sinkt tierer und tierer. Von Kunst
kann auf diesen Schützenfesten des Handwerks
kaum noch die Rede sein. Nur ein (wenn auch
nicht süsser Trost) ist uns geblieben: überall hat
das jahrmarktartige Ausstellungswesen abgewirt-
schaftet, und selbst die sezessionistischen Unter-
nehmungen zeigen Degenerationsmerkmale der
Inzucht.

Diese Berliner „Jahresausstellungen" sind wie
ein verschleppter Magenkatarrh, der Einem mit der
Zeit lieb und wert wird: denn „er ist nun einmal
da"; und verschwände er plötzlich, so würde man
ihn vermissen. Wenn der alte Ibsen bei der Ge-
neralprobe die Aufführung seines Stückes scheuss-
lich fand, so widerstrebte er nicht dem Übel, viel-
mehr pflegte er weltweise zu sagen: „Ich muss
meine Intentionen aufgeben". Und nachdem er
dieses Geschäft — das Aufgeben der Intentionen —
in seinem Innern sachgemäss besorgt hatte, gewann
er den Mimen gegenüber den Standpunkt: „Es geht".
Giebt man im Berliner Glaspalast seine Inten-

tionen auf, den Massstab eines Kunst gewordenen
Zeitgeistes an die Unternehmung zu legen, so findet
sich Einiges, das flüchtiger Rede wert ist. Ich
habe mir auf etlichen Wanderungen Folgendes
notiert.

Der leitende Geist war 1907 nicht irgend ein
beliebiger Malersmann, der schlecht und recht sein
Metier betreibt, sondern Herr Otto Heinrich Engel,
ein Künstler mit sezessionistischer Vergangenheit.
Es fielen, nachdem sich eben der ansehnliche Kreis
um Liebermann organisiert hatte, sechzehn Leute
vom neuen Bunde ab. Engel ist der einzige ge-
wesen, um den es schade war. Er schwenkte von
Westen auf Nordwesten zu, ohne dass der Maler
in ihm die Schwenkung mitgemacht hätte. Wie
sehr er die Frische seines Temperaments gehütet,
sich die ruhige Naturanschauung rein bewahrt hat,
davon vermittelt auch seine letzte Arbeit, das bäuer-
liche Mädchenbild einen erfreulichen Eindruck.
Gewiss leitete ihn diese Empfindung: in der Kant-
strasse bist du einer von vielen, in Altmoabit könn-
test du ein kleiner Cäsar sein. Doch der Geist der

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