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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 6.1908

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Heft 3
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Bode, Wilhelm: Fälschungen alter Gemälde und Bildwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.4705#0107

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FÄLSCHUNGEN ALTER GEMÄLDE UND BILDWERKE

VON

WILHELM BODE

ie Menge moderner Nach-
ahmungen von kunstgewerb-
lichen Gegenständen aller Art,
welche seit Jahren den Markt
überschwemmen, haben in dem
internationalen wissenschaft-
lichen Verein, der kurzweg mit
dem wenig schmeichelhaften Na-
men der Fälscherverein bezeichnet zu werden pflegt,
ein Organ zur Abwehr und zum Schutz der öffent-
lichen Sammlungen vor solchen Fälschungen her-
vorgerufen. Dieser Verein tritt leider fast gar nicht
an die Öffentlichkeit, da unsere Gesetze dem Fälscher
goldene Brücken bauen und die Richter das Urteil
über Kunstwerke, über echt und falsch für individuell
und unsicher zu halten pflegen. Auch hat der Verein
die hohe Kunst, wenn nicht gerade ausgeschlossen

doch so gut wie unberücksichtigt gelassen. Wenn
man daraus den Schluss ziehen würde, dass die
Malerei oder Plastik noch vor Fälschern bewahrt,
dass es zu schwierig sei, ein altes Bild, eine alte
Statue einigermassen täuschend nachzuahmen, so
würde man sehr im Irrtum sein. Die Fälscher-
künste blühen hier genau so wie bei den Arbeiten
der Kleinkunst und des Handwerks, und Privat-
sammler und selbst Museen sind mit ihren Produkten
in gleicher Weise hineingelegt worden und werden
es immer noch. Ja, die Fälscher sind heutzutage so
raffiniert, dass auf jeden neuen Trick, bei jeder neuen
Fälschungsart selbst ganz gewiegte Händler und
Sammlungsvorstände hineinzufallen pflegen; und
je seltener echte Kunstwerke im Handel werden,
je höher die Preise steigen, um so stärker wird der
Anreiz zum Fälschen und zum Vertreiben falscher

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