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ED. DEGAS, DIE RENNPFERDE
PHOTOGR. DURAND-RUÜL
alle Kunst der Lächerlichkeit preisgegeben hat, die
sich nicht auf eine Harmonie in zwei Farb-
tönen beschränkt. Um alle Wesenszüge, mit denen
Rasse, Vererbung, Lebensgewohnheit sein Modell
ausgestattet haben, getreuer wiedergeben zu können,
macht Degas zahlreiche Zeichnungen, auch farbige,
nach ihnen; aber er malt nie direkt nach dem Leben.
Und wie er neue Stoffe gesucht hat, hat er nach
neuen Mitteln gefahndet, seinen Gegenstand auf
eine originale, ungewöhnliche Art darzustellen. Es
gab eine Zeit, da verwarf er die Ölmalerei voll-
ständig und wollte nur in Pastell oder Tempera
arbeiten. Dann wiederum malte er in Wasserfarben,
und manchmal hat er auf demselben Bild ein Aus-
drucksmittel mit dem andern vertauscht. Es sind
Beispiele bei ihm da von Bildern, die er in Wasser-
farben begonnen, in Gouache fortgesetzt und schliess-
lich in Ol vollendet hat; wenn man das Bild sorg-
fältig prüft, wird man finden, dass die letzten Ver-
besserungen mit Feder und Tinte angebracht sind.
Degas hat auf seinen Lithographien eine Reihe neuer
Figuren in Pastell eingeführt. Er hat schöne Skulp-
turen geschaffen; aber nicht damit zufrieden, ein
Mädchen vom Ballett als Gegenstand zu wählen,
hat er den Rock nicht modellieren wollen und liess
einen bei der nächsten Putzmacherin anfertigen.
Auf allen gefährlichen Wegen und klippenreichen
Strassen hat er versucht, sein Genie scheitern zu
lassen; aber das Genie kennt keinen Schiffbruch,
es triumphiert trotz Hindernissen. Selbst Wagner
hat die Unbesiegbarkeit des Genies nicht vollkom-
mener erwiesen als Degas.
Wenn man ihn dahin bringt, von der wunder-
baren Persönlichkeit seiner Kunst zu sprechen, sagt
Degas: „Sie ist seltsam, denn es hat nie eine weniger
spontane Kunst gegeben als die meine. Was ich
mache, ist das Resultat des Nachdenkens und des
Studiums der grossen Meister. Von Inspiration,
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