Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 6.1908

DOI Heft:
Heft 6
DOI Artikel:
Lovis Corinth
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4705#0249

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I.OVIS CORINTH, KREUZABNAHME, ZEICHNUNG

LOV IS CORINTH

iemals tritt man vor Arbeiten Corinths,
ohne aufs neue stets über die Fülle, Ela-
stizität und Bravour dieses sich dreist ent-
blössenden Talentes zu erstaunen und
man sieht sich nicht selten gedrängt, es
^Ji als das stärkste unter den deutschen Mal-
talenten unserer Tage anzusprechen. Die-
ses thut man freilich nicht, ohne manchen
Vorbehalt zu machen. Vor allem den,
dass Corinths Arbeiten, trotz der darin enthaltenen
Qualitäten vor vielen Werken deutscher Zeitgenossen
zurückstehen müssen. Unbedingt, zum Beispiel, und
immer vor den Werken Liebermanns. Denkt man
diesem Widerspruche nach, so kommt man dem

Wesen des Künstlers und seiner Begabung um ein
gutes Stück näher.

Man möchte das Paradoxon wagen: Corinth
hat für unsere Zeit zu viel Begabung; zu viel, weil
sie unter den heutigen Verhältnissen nicht frucht-
bar organisiert werden kann. Wir sehen in dieser
Epoche eines neuen Kulturwollens als Sieger immer
solche Künstler, die ihr Talent einem starken Wollen
dienstbar machen, mit absichtsvoller Energie einen
als notwendig erkannten Weg konsequent gehen
und Neuland gewinnen, indem sie aus innerer Not
heraus schaffen. Wir leben in einer Epoche, die der
starken Einseitigkeit gehört. Corinth ist nun aber,
seiner ganzen Anlage nach, nicht ein fanatischer

234
 
Annotationen