LEO PUTZ, WEIBLICHER AKT
AUSG. IM KLNSTVEUEIN, HANNOVER
delacroixartige Skizzen : „Der Gehenkte", und „Die Füsi-
lierung"; und schlechthin bewunderungswürdige Bild-
nisse, wie das gross und farbig weich gefasste Bildnis
des Pedro Romero und — das schönste Werk der
Kollektion —: das unvergessliche „Bildnis einer jungen
Dame" in Gelb und Grau.
— Bei Fritz Gurlitt brachte sich der Hamburger
Illies in Erinnerung. Immer wieder muss man ihn
talentvoll nennen, und immer wieder auch ein Aber
hinzufügen. Unter den ausgestellten Werken sprachen
am meisten die hellen Wasserlandschafren voller Licht
und Luft an; am wenigsten die dekorativ pointillierten
Symbolismen. Wie es scheint, bedarf das Talent Illies
nichts so sehr als der Kultur, wie sie nicht in der Ein-
samkeit erworben wird, sondern im Kreise Gleich-
strebender und sich gegenseitig Kritisierender. Das
Selbständigste gibt Illies in seinen farbigen Radier-
ungen , die einen Techniker von vielen Graden und
einen starken Naturempfind er verraten.
— Im Künstlerbaus war eine holländische Ausstellung
von gutem Niveau zu sehen. Oder es ist viel-
mehr ein Charakteristikum der modernen holländischen
Malerei, dass sie ein so gutes Niveau hält. Die Namen
allein geben schon die wohlthätige Stimmung dieser
Ausstellung wieder: I. Maris, der Meister der Werk-
tagsstimmungen am Fluss und W. Maris, der feine Tier-
maler, Mesdag, Israels und ihre immer auch respektablen
Nachahmer, Albert Neuhuys, ein kluger Schüler der
Fontainebleauer, und De Wild, ein Stillebenmaler von
fast Schuchscher Qualität. Alles Genremaler; aber im
besten Sinne des Wortes. Eine bis ins Letzte mit Tradi-
tion gesättigte, anspruchslose, ungeniale, aber durchaus
solide Kunst, die in Frankreich mit wachern Sinn
Modernität gelernt hat. Es kommen eklektizistische
Verirrungen vor, wie die des Rembrandtnachahmers
Monnickendam; aber man begegnet auch so bedeuten-
den Leistungen, wie dem Breitnerschen Amsterdamer
Strassenbild, das ein sehr schönes Werk ton.g breiter Mal-
kunst ist. Schwach und im übelsten Sinne naturalistisch
sind dagegen die Plastiken. Für Skulptur hat sich der
holländische Geist nie als begabt erwiesen.
Erfreulicheres als man es sonst in Fachausstellungen
zu sehen gewohnt ist, bot die Ausstellung der Buchbinder
in der Philharmonie. Sehr anerkennenswerte Leistungen
hat zum Beispiel die von Slaby, Sütterlin und Kersten
geleitete Fachschule der Buchbinder aufzuweisen. Es
wird in dieser Schule offenbar gelehrt, das Buch wieder
•als ein Ganzes zu betrachten, und das Material mit Stil-
gefühl zu wählen und zu verwenden. Dass gutes Material
wieder vorhanden ist, verdanken wir dem neuen Kunst-
gewerbe. Wieviele brauchbare Vorsatz- und Einband-
papiere sah man doch in dieser Ausstellung' Der
Technik, dem Handwerklichen wird das Künstlerische
in erfreulichster Weise abgewonnen. Es ist der Name
Lilli Behrens zu nennen. Und auf Sütterlin, Kersten
und Wieynk wird überall mit starker Anerkennung hin-
zuweisen sein, wo von moderner Buchkunst die Rede
ist. Vergleicht man diese Veranstaltung mit Dem, was
die Tapezierer vor zwei Jahren zeigten, so gerät man
in das Register der hohen Töne.
TAüsseldorf. Auf den Lärm der Peter Janssenschen
*^ Nachlassausstellung folgte eine gewählte Ausstellung
von Bildern jüngerer Düsseldorfer, denen Olbrieh die
Räume ausstattete. Vertreten sind Düsseldorfs Beste:
Schmurr, Sohn-Rerhel, Bretz, Ciarenbach, Deussen und
Ophey. Nie ist hier eine gewähltere Sammlung heimi-
scher Bilder gezeigt worden. Der von draussen kom-
mende Kunstfreund würde freudig überrascht sein; er
hätte niemals eine solche Liebe zur Natur, deren Studien
diese Maler sich mit Strenge, Selbstzucht und Auf-
richtigkeit widmen, vermutet und nie geglaubt, dass es
in der Kunststadt am Niederrhein so unakademische
FRITZ RHEIN, PORTRÄT DES GENERALS RH.
AUSGEST. IM SALON SCHULTE, BERLIN
394
AUSG. IM KLNSTVEUEIN, HANNOVER
delacroixartige Skizzen : „Der Gehenkte", und „Die Füsi-
lierung"; und schlechthin bewunderungswürdige Bild-
nisse, wie das gross und farbig weich gefasste Bildnis
des Pedro Romero und — das schönste Werk der
Kollektion —: das unvergessliche „Bildnis einer jungen
Dame" in Gelb und Grau.
— Bei Fritz Gurlitt brachte sich der Hamburger
Illies in Erinnerung. Immer wieder muss man ihn
talentvoll nennen, und immer wieder auch ein Aber
hinzufügen. Unter den ausgestellten Werken sprachen
am meisten die hellen Wasserlandschafren voller Licht
und Luft an; am wenigsten die dekorativ pointillierten
Symbolismen. Wie es scheint, bedarf das Talent Illies
nichts so sehr als der Kultur, wie sie nicht in der Ein-
samkeit erworben wird, sondern im Kreise Gleich-
strebender und sich gegenseitig Kritisierender. Das
Selbständigste gibt Illies in seinen farbigen Radier-
ungen , die einen Techniker von vielen Graden und
einen starken Naturempfind er verraten.
— Im Künstlerbaus war eine holländische Ausstellung
von gutem Niveau zu sehen. Oder es ist viel-
mehr ein Charakteristikum der modernen holländischen
Malerei, dass sie ein so gutes Niveau hält. Die Namen
allein geben schon die wohlthätige Stimmung dieser
Ausstellung wieder: I. Maris, der Meister der Werk-
tagsstimmungen am Fluss und W. Maris, der feine Tier-
maler, Mesdag, Israels und ihre immer auch respektablen
Nachahmer, Albert Neuhuys, ein kluger Schüler der
Fontainebleauer, und De Wild, ein Stillebenmaler von
fast Schuchscher Qualität. Alles Genremaler; aber im
besten Sinne des Wortes. Eine bis ins Letzte mit Tradi-
tion gesättigte, anspruchslose, ungeniale, aber durchaus
solide Kunst, die in Frankreich mit wachern Sinn
Modernität gelernt hat. Es kommen eklektizistische
Verirrungen vor, wie die des Rembrandtnachahmers
Monnickendam; aber man begegnet auch so bedeuten-
den Leistungen, wie dem Breitnerschen Amsterdamer
Strassenbild, das ein sehr schönes Werk ton.g breiter Mal-
kunst ist. Schwach und im übelsten Sinne naturalistisch
sind dagegen die Plastiken. Für Skulptur hat sich der
holländische Geist nie als begabt erwiesen.
Erfreulicheres als man es sonst in Fachausstellungen
zu sehen gewohnt ist, bot die Ausstellung der Buchbinder
in der Philharmonie. Sehr anerkennenswerte Leistungen
hat zum Beispiel die von Slaby, Sütterlin und Kersten
geleitete Fachschule der Buchbinder aufzuweisen. Es
wird in dieser Schule offenbar gelehrt, das Buch wieder
•als ein Ganzes zu betrachten, und das Material mit Stil-
gefühl zu wählen und zu verwenden. Dass gutes Material
wieder vorhanden ist, verdanken wir dem neuen Kunst-
gewerbe. Wieviele brauchbare Vorsatz- und Einband-
papiere sah man doch in dieser Ausstellung' Der
Technik, dem Handwerklichen wird das Künstlerische
in erfreulichster Weise abgewonnen. Es ist der Name
Lilli Behrens zu nennen. Und auf Sütterlin, Kersten
und Wieynk wird überall mit starker Anerkennung hin-
zuweisen sein, wo von moderner Buchkunst die Rede
ist. Vergleicht man diese Veranstaltung mit Dem, was
die Tapezierer vor zwei Jahren zeigten, so gerät man
in das Register der hohen Töne.
TAüsseldorf. Auf den Lärm der Peter Janssenschen
*^ Nachlassausstellung folgte eine gewählte Ausstellung
von Bildern jüngerer Düsseldorfer, denen Olbrieh die
Räume ausstattete. Vertreten sind Düsseldorfs Beste:
Schmurr, Sohn-Rerhel, Bretz, Ciarenbach, Deussen und
Ophey. Nie ist hier eine gewähltere Sammlung heimi-
scher Bilder gezeigt worden. Der von draussen kom-
mende Kunstfreund würde freudig überrascht sein; er
hätte niemals eine solche Liebe zur Natur, deren Studien
diese Maler sich mit Strenge, Selbstzucht und Auf-
richtigkeit widmen, vermutet und nie geglaubt, dass es
in der Kunststadt am Niederrhein so unakademische
FRITZ RHEIN, PORTRÄT DES GENERALS RH.
AUSGEST. IM SALON SCHULTE, BERLIN
394