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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 7.1909

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Heft 2
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Roessler, Arthur: Briefe Karl Schuchs
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https://doi.org/10.11588/diglit.4599#0077

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BRIEFE KARL SCHUCHS

MITGETEILT VON

ARTHUR ROESSLER

Tjester Freund!*
Lß Du begreifst, dass sieb in ähnlichen Momenten —
gar nichts sagen lässt — nichts schreiben; — so er-
warte mich weder in Stein, noch erwarte vorderband
ein Schreiben von mir.

Ich helfe der Tante ihre Situation so viel als
möglich zu vereinfachen, ich nehme ihr die verwirrenden
Geschäfte aus der Hand, die mit meinen eigenen mich
schon mehr als nöthig beschäftigen.

Binnen acht Tagen, wenn ich so weit hergestellt
und alle Geschäfte erledigt, verlasse ich Wien, um mit
Halauska noch des Sommers Neige mit Studien hinzu-
bringen — dann geh ich ganz fort auf lange, sehr
lange Zeit.

Sorge Dich nicht um mich, — ich bin jetzt von
allem Denken abgezogen.

Vielen Dank für die mir geschenkte Teilnahme —
willst Du Freundschaftsversicherungen — Bedauern?

Lass jetzt alle Worte, sie sind ein Luxus, den sich
nur der Glückliche erlauben kann.

Dein treuer Freund Carl Schlich.

(Wien iUS).

* Der Empfänger dieser Briefe war der Eisenbahninspektor
Julius Rettich, ein Wiener Schul- und Jugendfreund Schuchs.

Unterach am Attersee (iS6S).

Wenn man kein Raucher wäre!

Erinnerst Du Dich, wie Dir war, als Du hinaus-
geschleudert wardst in die Welt —■ wie Du Familie
und Heimat aufgeben musstest! — Wenn Du's noch
weisst, so denk', dass Dein Freund dasselbe leidet —
nur noch ein wenig Ausnahmszustand machte das
Schicksal mit mir — ich musste mehr verlieren. —
Doch es sei nicht geklagt.

Wie man, wenn s friert, den Ofen aufsucht, so
gibt's Stunden, wo man zu den Menschen flieht — eine
solche Stunde verschuldet meinen Brief

Du sollst aber nicht darunter leiden, ich werde
Dir nur im Zeitungsstil — (wenn man nur die Zeit
wegescamotirt) einfach berichten, was mit mir ge-
schehen, in den letzten Wochen.

Ende Juni bestieg ich mein Bett, in hohem Grade
krank; eine Woche FJsumschläge, dann eine Woche
Ruhe — es war zu Ende dieser zweiten Woche, als
ich von Fannis, von meiner Schwester sich steigerndem
Elend instruirt, mich anzog und zu ihr hinab mich
schleppte. Den zweiten Tag darauf— war s mein
letzter Besuch — /';; der Nacht trat ich in ihr Zimmer
—■ nach qualvollem Warten im anstossenden Raum —

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