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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 7.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.4599#0148
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BÜCHERBESPRECHUNGEN

BEARDSLEY-BRIEFE

VON

MAX MEVERFELD UND MARCUS BEHMER

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inen Schreiber und Zeichner weltlicher
Dinge hat sich AubreyBeardsley einmal
genannt. Als ob er, etwa wie Rossetti,
auf beiden Gebieten Gleiches vollbracht
hätte. Der Schreiber steht sogar an
erster Stelle; vielleicht nur aus Koket-
terie, vielleicht weil er andeuten wollte,
dass er auf seine schriftstellerischen Versuche stolzer war
als auf seine zeichnerischen Leistungen. Am meisten
bildete er sich allerdings auf seine musikalischen Fähig-
keiten ein: als pianistisches Wunderkind — es gehört
nicht viel dazu in England! — hatte er zuerst den Leuten
Bewunderung eingeflösst, lange bevor er als zeichne-
risches Wunderkind überall bass Verwunderung erregte.
Künstler, im Gegensatze zu matter-of-fact-Menschen,
die immer wissen, was sie wollen, und schnurstracks
ihrem Ziele zustreben, sind häufig in einem seltsamen
Irrtum über die Besonderheit ihrer Veranlagungbefangen,
wie sie bis zuletzt die unzuverlässigsten Kritiker ihrer
eigenen Werke bleiben. Gibt das nicht schon der Kritik
ein Daseinsrecht? . . .

Beardslev wollte eines Tages Schriftsteller werden.
„Dein Wunsch war des Gedankens Vater", Aubrey. Am
üppigsten wuchern solche Marotten bei Dilettanten, ob-
wohl auch Künstler nicht davon frei sind. Als Zeichner
war Beardsley entdeckt worden (mindestens sieben
Männer stritten sich um den Ruhm, sein Talent erkannt
zu haben); als Schriftsteller entdeckte er sich selbst und
brauchte Keinen, der ihn lancierte. Die Feder, über die
er in seinen Schwarz-Weiß-Blättern so unumschränkte
Gewalt besass, sollte ihm nun zu neuen Thaten gleich
willfährig Gefolgschaft leisten. Eklektiker war er beide
Male. Aber während der Eklektizismus sich bei dem
Zeichner mählich verlor, je sicherer seine Technik wurde,
ist der Schreiber nicht darüber hinausgekommen. Er
bietet Lesefrüchte. Zwar keine Marktware — dazu
war er zu wählerisch —, doch nicht Früchte, die im
eigenen Garten und nur in seinem Garten wuchsen:
exotische, archaische, kulturhistorische Früchte von ab-
sonderlicher Farbe und seltsamen Formen. Immerhin,
das Arrangement bleibt sein Eigentum. Stammte es von
einem Namenlosen, man wäre achtlos daran vorüber-

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