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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 7.1909

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Heft 11
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Schur, Ernst: Rudolph Töpffer
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https://doi.org/10.11588/diglit.4599#0514

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Die Dragoner verderben bei ber Verfolgung viel Getreide.

leicht musste erst eine Epoche kommen, die eine
Entwicklung durchgemacht hat wie die unsere.
Denn das Interesse an diesen Zeichnungen ist kein
historisch antiquarisches; wir können unmittelbar
anknüpfen und zum Genuss ist es nicht nötig, dass
wir uns künstlich zurückversetzen. Damit kommt
der Künstler jetzt erst ganz zu seinem Recht. Die
französischen Biographen, auf die wir angewiesen
sind (Blondel, Mirabaud, Relave, Rambert, Sainte-
Beuve) stellen den Schriftsteller in den Vorder-
grund und zum Teil weisen sie sogar die Zeich-
nungen zurück, aus politischen, aus moralischen,
aus einseitig künstlerischen Prinzipien heraus.

Dabei hatte Töpffer von Anfang an gar nicht
zum Literarischen die entscheidende Beziehung.

Ursprünglich wollte Töpffer Maler werden.
Diese Sehnsucht durchzieht sein ganzes Leben.
Immer wieder versucht er, sich diesem Ziel zu
nähern. Schliesslich, als er den Wunsch aufgeben
muss, geht doch sein Streben nicht verloren, den
Erscheinungen des Lebens von der künstlerisch-
schöpferischen Seite beizukommen. Es gelingt ihm,
den Schriftsteller und den Künstler in sich zu ver-

einigen und das Resultat sind jene Federzeichnungen,
die sowohl von seiner literarischen wie künstle-
rischen Anlage Zeugnis ablegen.

Seine Jugendjahre, in denen es noch feststand,
dass er Maler werden sollte, waren seine glück-
lichsten. Er dachte mit Sehnsucht an sie zurück.
Sein Vater gab ihm eine regelrechte Ausbildung im
Zeichnen; drei Jahre. Rudolph verdiente sich mit der
Anfertigung von Aquarellen und Sepiazeichnungen
einen Teil seines Unterhalts; durch Ausflüge weckte
der Vater den Sinn für die landschaftliche Schön-
heit Savoyens. Gleichzeitig bildete sich der Jüng-
ling auch literarisch aus, er las Rousseau, Shake-
speare. Der Ölmalerei sollte er sich widmen, wenn
er die schon fest in Aussicht genommene Reise
nach Italien antrat.

Da kam der Schlag, der ihn für alle Zeit seiner
Künstlerideen beraubte. Ein Augenleiden wurde
chronisch und nach langen Kämpfen, die ihn in
Paris, wo er sich schon studienhalber aufhielt, trübe
Stimmungen brachten, musste er sich zum Lehrer-
beruf, wohl oder übel entschliessen. Sein Vater
empfand diesen Schlag mit; er, der ihm schon die

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