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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 8.1910

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Heft 4
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Koetschau, Karl: Tiefurt
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https://doi.org/10.11588/diglit.3548#0211

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TIEFURT

VON

KARL KOETSCHAU

jine grosse Dankesschuld hat Weimar
an seine Fürstinnen abzutragen. Man
war bisher geschmackvoll genug,
ihnen keine Denkmale aus Stein
oder Erz zu setzen. Weniger löb-
lich aber ist es, dass man sich
auch nicht zu gross angelegten biographischen
Würdigungen entschliessen konnte. Nur Luise,
Karl Augusts lange verkannt gewesene Gemahlin,
eine wahrhaft erhabene Frau, von der Goethe
nur mit ehrfürchtigen Worten zu sprechen wagte,
hat in Eleonore von Bojanowski eine Biographin
gefunden, die den heroischen Stil im Leben
ihrer Heldin begriff und darzustellen verstand.
Anna Amalia aber, die, als Regentin, als Erzieherin
ihres Sohnes, als Freundin und Beschützerin der um
Photographien: Hofphotograph Louis Held, Weimar.

ihn lebenden Dichter, den Grund zu Weimars Grösse
legte, entbehrt trotz einiger Versuche, sie zu schil-
dern, noch immer einer auf Quellenforschungen
aufgebauten, historisch reifen und künstlerisch
durchgeführten Biographie. Und das gleiche Los
teilt mit ihr Maria Paulowna, auf deren Entwicklung
Goethe noch entscheidenden Einfluss hatte, und die
feinfühlig über dem Erbe der grossen Zeit wachte;
teilt auch Sophie, die letzte in der Reihe dieser
seltenen Frauen, die freigiebig ihre reichen Schatz-
kammern der wissenschaftlichen Arbeit öffnete.

Aber Anna Amalia hat wenigstens ein Denk-
mal anderer Art erhalten. Die Stätte, an der sie in
engem, vertrauten Kreise wirkte, seitdem sie sich
von den Staatsgeschäften zurückgezogen hatte, das
Wittums-Palais, wurde Dank der Fürsorge ihres
Urenkels, des Grossherzogs Carl Alexander, in treuer,

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