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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 8.1910

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Heft 5
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Moore, Georg: Das versinkende Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.3548#0283

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PIERRE KONNARÜ, SEINEQUAI. FARBIGE LITHOGRAPHIE

SAMMLTJiNG A. W. VON HEYMEL

DAS VERSINKENDE PARIS

VON

GEORG MOORE

er liebt, hält seine Liebe für grösser als die
r % Tristans oder Romeos; war' es anders, seine
Liebe taugte nicht. Keiner weiss, wie tief ihn die
Liebe erfasst hat, bis ihn der Tod beraubt, bis er an
einem Leichnam steht und klagt.

Auch ich wusste nicht, wie tief ich Paris ges
liebt, bis ich vor vier Wochen entdeckte, dass das
Paris meiner Liebe tot sei — tot wie Julia, Romeo,
Tristan, Isolde; Staub und Asche wie sie

Vorigen September — der Himmel glitzerte

und die Blätter fielen zur Erde — befand ich mich
in der geliebten Gegend der Place Pigalle. Ich
schaute mich nach den vertrauten Aspekten und
Zeichen der kleinen Bourgeoisie und der Künstler
um, die hier in den siebziger und achtziger Jahren
zu Hause waren; doch ich fand keine Spur von
ihnen, nur einen gemeinen, schmutzigen Krämer-
geist. Da war das Cafe Nouvelle Athenes, in dem
sich Manet, Degas, Pissarro, Desboutin, Forin,
Mendes und Paul Alexis abends einzustellen pfleg-

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