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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 8.1910

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Heft 8
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Scheffler, Karl: Karl Hagemeister
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https://doi.org/10.11588/diglit.3548#0426

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KARL HAGEMEISTER, BRANDUNG AN DER RÜGENSCHEN KOSTE

KARL HAGEMEISTER

VON

KARL SCHEFFLER

an begegnet in der Ent-
wicklungsgeschichte der
modernen Malerei einem
Künstlertypus, den es in
früherer Zeit nicht gegeben
hat: dem Maler, der die
städtischen Kulturzentren
flieht, um allein oder mit
gleichgesinnten Genossen,
auf dem Lande als ein
Kunsteremit das Leben zu verbringen. Fontainebleau,
Dachau, Worpswede. Charakteristisch ist es, dass
die Maler, die sich in der Liebe zu einem
einsam rustikalen Leben solchergestalt begegnen,

niemals die dramatischen Temperamente und
die aggressiv revolutionären Naturen sind, sondern
vielmehr ernst gehaltene, weiche und innige
Menschen, die neben der wirklichkeitsfrohen
Liebe zur Scholle auch mehr oder weniger lyri-
schen Empfindungen unterworfen sind. Künstler
wie Delacroix und Manet waren nicht zufällig
Vollblutpariser; Maler wie Menzel und Liebermann
sind nur in der Nähe des Brandenburger Thors
denkbar. Sie halten die Grossstadt nicht nur aus,
sondern brauchen sie. Künstler aber wie Millet
und Leib], oder auch wie Cezanne, bärtige Männ-
lichkeiten mit einem Kindergemüt, werden von
der Grossstadt erschreckt und verwirrt. Sie sind

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