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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 9.1911

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Heft 3
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Gurlitt, Ludwig: Louis Gurlitts Frühkunst
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4706#0162

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halb gekannt hat, da sich die Zeit seines Aufstieges
zumeist in Kopenhagen abgespielt hat und in Deutsch-
land fast unbeachtet blieb. Das erinnert uns daran,
dass sich überhaupt ein gut Teil deutscher Kunst jener
Zeit auf dänischem Boden vollzogen hat — waren doch
diese Provinzen damals unter dänischerHerrschaft — und
dass man in Kopenhagen, der Kunstakademie, an die
sich damals alle schleswig-holsteinschen Künstler wandten,
nicht nur die Frühkunst Jak. Asmus Carstens, sondern

auch die zahlreichen anderen norddeutschen Maler und
Bildhauer zu studieren hat. — Von den im Kunstsalon
Fritz Gurlitt ausgestellten Bildern aus des Künstlers
Frühzeit geben wir hier fünf in Nachbildung. Zwei
davon hat mit sechs anderen die Kunsthalle in Hamburg
erworben, wo sie neben den Werken von Morgen-
stern und Vollmer ihren rechten Platz finden und
dauernd von dem Streben undKönnen des jungen Malers
Louis Gurlitt eine richtige Anschauung geben sollen.

LOÜIS GURLITT, MOTIV AUS SEELAND. 1834.

■ UNSTAUSSTELLUNGEN

BERLIN

Es sind hier eine Reihe graphischer
Arbeiten von jüngeren deutschenMa-
lern abgebildet. Anlass dazu bietet die
Erste graphische Ausstellung der Neuen
Sezession bei Maximilian Macht. Die hier gegebenen Bei-
spiele sind durchweg ältere Arbeiten derselben Künstler,
die in dieser tendenzvoll hervortretenden Veranstaltung
dominieren. Aber es sind trotzdem durchweg bessere
Arbeiten. Werdenden Künstlern, wie sie in der neuen
Sezession angetroffen werden, thut der korporative Zu-
sammenschluss selten gut. Die Mitglieder treiben sich
gegenseitig leicht zu immer absichtlicheren Kühnheiten
an. Aber sieht man dann genau zu, so ist es eine Kühn-
heit ohne zureichendes Objekt, ohne rechten Anlass, die
allzu leicht dann die Wege der Entwickelung sperrt. Es
sind ein paar beachtenswerte Talente unter diesen Jüng-
sten. Bezeichnenderweise ist die Begabung aber bei allen
vornehmlich kunstgewerblich typographisch und manuell
technisch gerichtet. Das am besten gelungene Ausstel-
lungsobjekt istderKataloggeworden. Von den ausgestell-
ten Blättern empfehlen sich vor allem Pechsteins illustra-

tionsmässige Arbeiten derBeachtung. In ihrer vignetten-
artigen Knappheit ist entschieden dekoratives Tempe-
rament. Kirchner erreicht nur in wenigen Blättern, zum
Beispiel in der „Strasse", das mit wenigen Mitteln sicher
Treffende seiner hier wieder gegebenen Radierung; und
Schmidt-RottlufF bleibt sogar entschieden hinter jenem
Streben nach Munchischem Charm zurück, das sich in
seiner Arbeit auf Seite 155 leise zu erkennen giebt.
Über Nolde, dem stärksten Temperament der Gruppe,
lässt sich immer noch nichts sagen. Selbst vor den besten
seiner Blätter hat man immer wieder die Empfindung, als
habe das Werkzeug so Gewalt über ihn, wie der Besen
— in Goethes Gedicht — über den Zauberlehrling. Nolde
weiss etwas von der Zauberformel der Kunst; aber
immer noch hat er nicht gelernt, diese Formel als Mei-
ster zu handhaben. Viel Sinn für technische Wirkungen
beweist Heckel, die Holzschnittbegabung der Vereini-
gung; Einbeck aber, der Zeichner eines lithographierten
Buches „Die Somali" verstimmt bei verwandter
Begabung durch sein technisches Stilisieren, weil man
dahinter das Photographische sieht. Unerfreulich ist
überhaupt bei Allen dieses Stilisieren kunstgewerblicher
Art, das doch nicht Kunstgewerbe schafft. Um so mehr,

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