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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 9.1911

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Heft 12
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Duret, Théodore: Gustave Courbet
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https://doi.org/10.11588/diglit.4706#0585

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gezogen gefühlt. Von frühester Jugend an versenkt liehen Zug in der Landschaft und den Ufern der

■ tiefer-

er sich in die malerische Landschaft der Um-
gebung seiner Geburtsstadt Omans in der Franche-
Comte. Die Berge des Jura, die Quelle des Flusses
Loue, der Bachlauf des von bewaldeten Felsen um-
schlossenen Puits noir sind die Stätten, inmitten
welcher er gelebt hat. Und hier hat er gemalt,
aber nicht als flüchtiger Zuschauer, sondern als

Charente, den die Weide ihnen verlieh. Während
diese im Osten und Norden von Frankreich ziem-
lich dürftig ist, mit dünnem blassen Laub, wird
sie im Südwesten, nicht weit vom Meer, wo Saintes
gelegen ist, zum kräftigen Baum mit dichtem Laub
von dunklem Grün. Sobald Courbet diese ihm
neuen Weiden erblickte, fing er an sie zu malen.

denen die von den Landschaftern bis dahin über-
sehene oder verachtete Weide unter seinem Pinsel
das Ansehen wahrer Grösse und Vornehmheit an-
nimmt.

Courbet war von hoher und kräftiger Gestalt.
Man fand in ihm die Kennzeichen seiner Heimat,
der Franche-Comte, wieder, wo die Männer breit-

Mensch, der dort lange Zeit die Schönheiten der Er hat eine Reihe von Bildern geschaffen, auf
Natur genossen hat.

Späterhin ward das Meer für ihn eine Quelle
mächtiger Anregung. Im Osten von Frankreich
und fern vom Meer geboren und aufgewachsen,
lernte er es erst ziemlich spät kennen. Aber von
dem Augenblick an, 1865 etwa, wo er es ent-
deckt, wird es Gegenstand fortgesetzter Beobach-
tung und dient als Motiv für einen beträchtlichen schultrig und von mächtigem Körperbau sind. In
Teil seiner Werke. Von 1865 bis
1870 weilt er jedes Jahr mehrere
Monate an der Küste der Normandie
in St. Aubin, Trouville und Dauville.
Dort lebt er am Meer, verbringt
ganze Tage auf den Felsenklippen
oder am Strande und nimmt oft nur
ein mageres Frühstück mit, um in
seinen Betrachtungen nicht unter-
brochen zu werden. So hat er das
Meer in seinen „Paysages de mer",
wie er sie genannt, in all seinen Stim-
mungen malen können. Aber was
ihn am mächtigsten vor dem Meere
ergriff und was wiederzugeben ihm
in meisterhafter Weise geglückt ist,
war die unendliche Weite. Was
er auf zahlreichen Leinwanden vor
allem wiedergeben wollte und in
der That wiedergegeben hat war die
Empfindung des Unermesslichen, die
der Anblick des sich im Horizont
verlierenden Meeres und des Him-
mels erweckt, der sich darüberwölbt.
Nur ein Titel passt für diese Bilder:
die Unermesslichkeit.

Mit seiner Liebe für die Natur
entdeckte Courbet, sobald er in neues
Land kam, dessen Charakter. Und
er fand dort Motive, die Andern
entgangen waren. Im Jahre 1861
ging er nach Saintes an der Charente
und blieb ein Jahr lang dort. Er
bemerkte sogleich einen eigentüm- gustave courbet, Zeichnung, studie zu den „steinkxomern"

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