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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 10.1912

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Heft 2
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Scheffler, Karl: Der Ausbau der Nationalgalerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.4707#0083

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DER AUSBAU DER NATIONALGALERIE

VON

KARL SCHEFFLER

ie Ausstellung von Neuer-
werbungen für die Berliner
Nationalgalerie aus den Jah-
ren i 9 i o und i 9 i i, die
eben jetzt in den schönen
Räumen der Akademie der
Künste am Pariser Platz statt-
fand, oftenbarte es, nach
welchem ProgrammLudwig
Justi die Sammlung auszugestalten gedenkt. Die
erste Demonstration des Nachfolgers Hugo von
Tschudis war die Ankündigung eines einsichtsvoll
geplanten Umbaues des Galeriegebäudes, war die
Überweisung der schon längst peinlich empfunde-
nen Schlachtenbilder an das Zeughaus und der
vielen massigen Bildnisse an eine in der Bauakade-
mie neu zu gründende Porträtgalerie; die zweite
Äusserung programmatischer Natur ist diese Aus-
stellung neu erworbener Bilder und Zeichnungen.
Justi hat es in seiner exponierten Stellung nicht
leicht. Reaktionäre Gesinnung hat ihn berufen und
die Freunde der prachtvollen Organisationsleistung

Tschudis betrachteten ihn von vornherein darum
mit Misstrauen. Sie, die eine Fortsetzung des so
schön Begonnenen erwarten, darf und will Justi
nicht enttäuschen; doch darf er auch in keiner
Weise als Revolutionär in den Augen der nichts als
Offiziellen erscheinen, weil damit nichts zu er-
reichen, aber alles zu verlieren wäre. In diesem
Dilemma kann nur eine charaktervolle Diplomaten-
intelligenz Erfolg haben. Dass Justi diese Eigen-
schaft hat, beweisen seine schnellen und erfreulichen
Erfolge. Es ist, als pflücke dieser dritte Direktor
nun manche Frucht der langjährigen Bemühungen
seines bedeutenden Vorgängers. Auch diese Aus-
stellung ist ein Erfolg. Was an Bildern und Zeich-
nungen erworben worden ist, das verrät im wesent-
lichen den Geist der Jahrhundertausstellung. Und
der Eindruck vertieft sich noch bedeutend, wenn
man bedenkt, dass zu gleicher Zeit der National-
galerie die wertvolle Sammlung Grönvold über-
wiesen worden ist. Was doch ebenfalls auf Justis
Konto zu setzen ist. (Freilich ist es nur eine Leih-
gabe und es besteht die Gefahr, dass bei einem

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