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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 10.1912

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Heft 3
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Israëls, Jozef; Eisler, Max: Spaziergänge
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https://doi.org/10.11588/diglit.4707#0139

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SPAZIERGÄNGE

VON

JOSEF ISRAELS
MITGETEILT VON MAX EISLER

as den literarischen Arbeiten
Israels' vor allem Reiz und Wert
giebt, ist die Pracht an Reflexen
der bildkünstlerischen Persön-
lichkeit, die sie tragen. Der Ma-
ler der Dämmerung tritt durch seine Schriften in ein
bestimmteres Licht, die Art seines Schauens erfährt
eine nähere, sinnfällige Erläuterung.

So ist sein Reisebuch „Spanien"* ein Quellen-
werk geworden. Ein lockeres Bündel von Impres-
sionen, ein persönliches Empfängnis auf der ersten
Stufe. Was dieses Buch übereinstimmend mit dem
Malwerke Israels sagt, vertieft die Erkenntnis vom
Künstler. Überdies gewährt es den pikanten Reiz,
die leidenschaftlichen Äusserungen eines südlichen
Landes und Lebens durch das Medium einer hol-
ländischen, melancholischen Persönlichkeit gehen
zusehen. Aber gerade der Einschlag von Exotischem
in diesem Buche, das Israels mit der milden Schwäche
des Künstlers, der an seinen Versuchen im Fremd-
* Erschienen bei Bruno Cassirer, Berlin, 2. Aufl. 1906.

gebiete die meiste Freude hat, bis in sein hohes Alter
liebte, steigerte das Verlangen, den Holländer im
Nahbezirke seiner bildnerischen Wahrnehmung zu
sehen. Es war eine Analogie zu jener ins Unwesent-
liche sich versenkenden Stimmung zu erwarten, die
aus dem schönen, wohlbekannten Brief Bürger-
Thores an Theodore Rousseau leidenschaftlich
losbricht, — nur mehr verhalten, in heimatliche
Enge beschränkt und auch im Landschaftlichen von
den Maassen des Interieurs eingefangen. Denn es
ist doch ein feiner, sehr wesentlicher Unterschied
zwischen dem, was in der Waldsphärc von Fontaine-
bleau und unter dem zartgrauen Schleier des hol-
ländischen Himmels zur paysage intime wurde:
vielleicht liegt es am Einschlage vom Interieur her,
den hier die Landschaft erhielt.

Man weiss vielleicht, dass Israels seine Reife
zwischen dem Haag und Scheveningen zugebracht
hat: die Winterhälfte auf derKoninginnegracht am
breiten, tiefgrünen Kanal mit dem Ausblick auf
Wiesenland undWaldsaum; denSommer am Strande,

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