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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 10.1912

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Heft 4
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Corinth, Lovis: Wilhelm Leibl's "Wilderer"
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https://doi.org/10.11588/diglit.4707#0221

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WILHELM LEIBL, FRAGMENT DER „WILDERER"

WALLRAF-RICHARTZ-MUSEUM, KÖLN. (FRÜHER SAMMLUNG SEEGER)
MIT GENEHMIGUNG DER PHOTOGRAPHISCHEN GESELLSCHAFT, BERLIN

WILHELM LEIBL'S „WILDERER"

VON

LOVIS CORINTH

m Jahre 1884 fing ich an in
Paris zu studieren. Als ein
bescheiden und einsam le-
bender Mensch, der von
niemandem auf den moder-
nen, nur von wenigen ge-
kannten Impressionismus
aufmerksam gemacht wur-
de, musste ich für mich
allein das Gute suchen,
gleichgültig wo ich es fand.
So besuchte ich auch des
öfteren die Ausstellungen in dem Kunstsalon George
Petit in der Rue seize. Eine Ausstellung von Meis-
sonier hatte ich hier bewundert, die mir wieder in
Erinnerung kam, als ich später den Ausspruch Ma-
nets über das Bild „Kürassiere in Paradeaufstellung"

las: „Alles in dem Bilde wäre eisern ausser den
Kürassen."

Ein paar Jahre darauf sah ich auch hier Leibls
neustes Bild „Die Wilderer". Es erschien mir wie
ein Gruss aus München: das Motiv, die Kostüme,
die Asphaltmalerei. In den deutschen Zeitungen war
viel vorher von dem Bilde geschrieben und Münch-
ner Maler, die nach Paris gekommen waren, hatten
für die Verbreitung der Legende gesorgt, wo-
nach der junge Bauer — das Hauptmodell - - Sol-
dat werden musste und er kam nach drei Jahren
grade recht zur Zeit zurück, als Leibl ihn wieder
zur Vollendung der Figur brauchen musste.

Das Bild ist das grösste gewesen, das Leibl je
gemalt hat, die Figuren fast lebensgross. Aber es ist
auch das dramatischste und bewegteste gewesen. In
dem vorhergehenden Bilde „Frauen in der Kirche"

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