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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 10.1912

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Heft 4
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Kümmel, Otto: Ostasiatische Plastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4707#0226

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DER BUDDHA. MARMORRELIEF. CHINA. 7.~9- JAHRHUNDERT

OST ASIATISCHE PLASTIK

VON

OTTO KÜMMEL

|s kann gar nicht bezweifelt werden, dass von
i allen Künsten, die des Kennens wert sind, die
I ostasiatische Kunst bei uns noch immer am we-
nigsten bekannt ist und am gründlichsten missverstanden
wird, obwohl viele ihrer Schöpfungen unserem Empfin-
den näherstehen, als manche Produkte unserer eigenen
Kunst, an die wir uns heute mit der Krücke historischer
Betrachtung mühsam herantasten müssen. Zwischen den
beiden grossen Kulturen liegt eben die halbe Welt, und
die ganz plumpe räumliche Entfernung hindert auch
heute noch Europa trotz seiner alles durchdringenden
und verschweissenden Technik einen tieferen Blick in
das geistige Wesen jener anderen Hemisphäre zu thun,
das ihm gerade in seinen höchsten Äusserungen eigent-

Anm, d. Red.: Die Originale dieser Abbildungen gehören
sämtlich der ostasiatischen Kunstabteilung der Berliner Museen
an. Sie waren, neben anderen hervorragenden Werken ost-
asiatischer Kunst, in einer schönen Ausstellung jüngst im Ber-
liner Kunstgewerbe-Museum zu sehen.

lieh unmittelbar und anschaulich verständlich sein sollte.
Wir haben nur den einen Trost, dass es auf der anderen
Seite nicht besser aussieht.

So kommt es, dass die chinesische Malerei z. B.,
die vor Jahrhunderten da stand, wohin wir heute gerne
möchten, auch den seltenen Europäern, die zur Kunst
in einem natürlichen und lebendigen Verhältnisse stehen,
beinahe unbekannt geblieben ist. Schlimmer noch ist es
der ostasiatischen Plastik gegangen, die man neben den
sinnlich unmittelbar wirksamen Werken der Zierkunst
— und welchen Werken! — noch leichter übersah. Die
Eigenart der Motive und die Schwierigkeiten des Trans-
ports boten ausserdem den in Ostasien ansässigen Euro-
päern den angenehmsten Vor wand eine gefährliche Probe
auf ihren Geschmack zu vermeiden. Der normale Euro-
päer, wenn er überhaupt ostasiatische Dinge eines Blickes
würdigt, wird durch die massenweis exportierten moder-
nen Bronzen und Elfenbeinschnitzereien völlig befriedigt.

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