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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 10.1912

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Heft 5
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Ubell, Hermann: Zwei Rübezahl-Illustatoren: Ludwig Richter und Max Slevogt
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https://doi.org/10.11588/diglit.4707#0284

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MAX SLEVOGT, ILLUSTRATION ZUM „RÜBEZAHL

unübertrefflichen Ausdruck von „Wurstigkeit" tische Essenz der Szene, das Wesentliche der Hand-
dreinschauenden Gerichtsdiener usw. Dazukommt lung. Dieses drängt er auf möglichst wenig Figu-
noch eine detaillierte, unendlich anheimelnde ranten zusammen, das Ambiente vernachlässigt er
Schilderung der Umwelt, des Ambiente, sei es der durchaus. Was er bringt, sind zeichnerische Steno-
altväterischen Gerichtsstube wie hier, oder eines gramme, anscheinend flüchtige Randglossen, mit
traulichen Waldinterieurs mit besonnten Fernen im denen er die Lektüre der Märchen begleitet.
Hintergrund, wie auf dem nächsten Blatt (Musäus, Eine Situation auf ihren knappsten Inhalt zurück-
S. 184 und 186). Ich könnte die Beispiele be- zuführen und diesen Inhalt mit schlagender Kürze
liebig häufen, verweise aber nur noch auf den zeichnerischauszudrücken, darnach geht sein Streben
„Jahrmarkt zu Liegnitz" (fünfte Legende, S. 244). und darin beruht seine Stärke. So haben seine
Was fabuliert der Illustrator da alles zusammen, Illustrationen etwas Epigrammatisches, gegenüber
wovon sein Autor nichts weiss! Wunderdoktoren dem Epischen von Richters Kunst.

in Perücken und Schnallen-
schuhen, die ihre Phiolen an-
preisen, Clowns, die sie unter-
thänig bewundern, kostümierte
Affen, Nürnberger Spielwaren-
buden, gaffende Zuschauer und
im Hintergrund die hochgiebe-
ligc Stadt. (Von dem far-
bigen und formenreichen alten
Deutschland, das uns Musäus
wundervoll ausbreitet,

so

hatte eben Ludwig Richter,

das Kind, noch ein gutes Stück "T^SfeSssg

miterlebt.)

Dem gegenüber giebt Max

„, . ° ° vi LUDWIG FICHTER, ILLUSTRATION

Slevogt immer nur die drama- ZUM i>RÜBEZAHl"

166

Und wenn sich Richters
epische Ausführlichkeit nicht
bloss auf die Erfindung be-
schränkt, sondern auch die
zeichnerische Durchführung be-
stimmt, so dass er zum Beispiel
über Kostüm, Gesichtsausdruck
usw. seiner Figuren getreulich
referiert, so konzentriert Slevogt
seine Zeichnung auch hier auf
das Wesentliche: die Bewegung
als Trägerin der Handlung.

Von genial geschauten
Gesten, die etwas unverlierbar
Einprägsames haben, ist sein
Buch ganz voll. Hier stehen
 
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