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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 10.1912

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Heft 5
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https://doi.org/10.11588/diglit.4707#0296

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NEUE BUCHER

Der Verlag von Julius Hoffmann in Stuttgart Hess
ein Bilderwerk erscheinen, das die „Romanische Bau-
kunst in Frankreich" behandelt, herausgegeben von
Julius Baum. Es handelt sich um 226 Tafeln und um
einen kurzen einführenden Text, um einen dritten Band
der „Bauformen-Bibliothek" dieser Firma.

Wer Frankreich kennt, namentlich den Süden, der
weiss, welche Fülle edelster Kunst dort erhalten ist.
Das Entscheidende ist an ihr die kraftvolle Sachlichkeit
imSteinbau, dieFreude an mächtigenFlächen und breiten
Massenwirkungen und die Fülle köstlichen plastischen
Reichtums dort, wohin das Auge naturgemäss gelenkt
wird: die Geradheit der künstlerischen Absicht, den Bau
aus seinen Werkformen zu entwickeln. Nirgends zu viel:
unmittelbar auf den Gewölben ruht das Dach. Die
Türme erheben sich nicht zu prahlerischer Höhe, der
Meister weiss die aufstrebenden gegen die wagrechten
Linien so abzustimmen, dass er in entschiedenen schlichten
Linien zum Abschluss durch den Helm gelangen kann.
Man versteht den Bau in seiner ganzen Struktur auf den
ersten Blick von innen und aussen! Noch bedarf es
nicht verschmitzter Hilfskonstruktionen, wenngleich
von Schritt zu Schritt sich erkennen lässt, wie dem
Architekten der Mut zu kühnerem Bauunternehmen
wuchs. Wenn diese Bauten den Modernen belehren
sollen, so liegt ihr Wert in der Entschiedenheit, mit der
man das von damaligem Standpunkt aufs Neue erfasste
und die ruhige Sicherheit!, mit der man es in die alte
Kunst einzuordnen verstand.

Dazu kommt dieKunst, die ornamentalenFormender
Baumasse einzugliedern, namentlich die wundervolle
Feinheit in der Behandlung der Plastik: immer er-
scheint das Blattwerk als aus der Masse des Steins
herausgeholt, der Grund als vertieft, das Relief als ein-
gebunden in die Konstruktion. In dieser Beschränkung
aber bewegt es sich frei, sicher, in unerschöpflicher
Gedankenfülle. Das Ornament hat die Aufgabe, an
Türen, Fenstern, Arkaden oder wo es sonst steht, die
Linien zu betonen, ein Spiel von Licht und Schatten
hervorzurufen, den Steinen hier, wo aus ihnen die ent-
scheidenden Bauteile gebildet sind, Leben zu verleihen.

Nicht minder lehrreich ist das Verhältnis der figür-
lichen Plastik zur Architektur: immer steht sie innerhalb
des Blockes, aus dem sie der Bildhauer herausholte.
Wenn Adolf Hildebrand für seine Theorie vom Her-
vorholen der Gestalt aus dem rechteckig flächig be-
hauenen Stein nach Belegen forschen wollte, — hier
fände er die reichsten und eindringlichsten Beispiele.
Nicht minder spricht das Maass der Figuren sein lehr-
haftes Wort: sie ordnen sich immer ein, selbst wo sie
stattliche Abmessungen haben, sie beschränken sich auf
ihren schmückenden Zweck, so sehr sie sachlich be-
deutungsvoll und inhaltlich überlegt sind.

Die Zinkätzungen der Abbildungen sind klar, der
Druck im Buche ist tonig und scharf, die Auswahl
erfolgte rein aus künstlerischer Absicht, nicht aus
archäologischer.

Cornelius Gurlitt.

LISTE EINGEGANGENER BÜCHER:

Anna L. Plehn: Farbensymmetrie und Farben-
wechsel. Strassburg. J. H. Ed. Heitz. 1911.'

Jacob Burckhardt: Beiträge zur Kunstgeschichte
von Italien. Zweite Auflage. W. Spemann. Berlin
und Stuttgart. 1911.

Hermann Esswein: Alfred Kubin, der Künstler
und sein Werk. München bei Georg Müller.

Otto Brahm: Karl Stauffer-Bern. Sein Leben,
seine Briefe, seine Gedichte. Berlin 1911, bei Meyer &
Jessen.

Walter Curt Behrendt: Die einheitliche Block-
front als Raumelement im Stadtbau. Berlin 191 2, bei
Bruno Cassirer.

Johann Heinrich Merks Briefe an die Herzogin
Mutter Amalia und an den Herzog Carl August von
Sachsen-Weimar. Herausgegeben von G. Graef. 1911.
Leipzig. Im Insel-Verlag.

Goethes Italienische Reise. Mit den Zeich-
nungen Goethes, seiner Freunde und Kunstgenossen.

Herausgegeben von G. von Graevenitz. Leipzig 191 2.
Im Insel-Verlag.

Robert Breuer: Das Kunsthandwerk in Hessen.
Ecksteins biographischer Verlag, Berlin.

Auguste Renoir: Die Kunst. Gespräche des
Meisters, gesammelt von Paul Gsell. Leipzig. Ernst
Rowohlt. 1912.

Georg Galland: Studien zur deutschen Kunst-
geschichte. Hohenzollern und Oranien. Strassburg.
J. H. Ed. Heitz. 1911.

Ernst Wickenhagen: Geschichte der Kunst.
Dreizehnte vermehrte und verbesserte Auflage, durch-
gesehen von H. Uhde-Bernays. Esslingen a. N. bei
Paul Neff. 1912.

Georg David Matthieu, ein deutscher Maler des
Rokoko. Herausgegeben von E. Steinmann und
H. Wtte. Leipzig. Klinckhardt 80 Biermann.

Paul Horst: Barockprobleme. München. Eugen
Rentsch-Verlag. 1912.

ZEHNTER JAHRGANG. FÜNFTES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 17. JANUAR. AUSGABE AM I. FEBRUAR NEUNZEHNHUNDERTZWÖLF

REDAKTION: KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERANTWORTLICH IN ÖSTERREICH -U N G A RN: HUGO HELLER, WIEN I.

VERLAG VON BRUNO CASSIRER IN BERLIN. GEDRUCKT IN DER OFFIZIN VON W. DRUGULIN ZU LEIPZIG.
 
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