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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 10.1912

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Heft 6
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4707#0343

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CHRONIK

inen sehr brauchbaren Farbenmesser hat der
Maler Carl Schnebel erfunden. Er geht von
der Einsicht aus, dass es unendlich schwer
ist, in der Industrie und im Handel be-
stimmte Farbnuancen zu bezeichnen, dass
das Bemustern der Dessins in verschiedenen
Farbenstimmungen viel Zeit und Müsse kostet, ohne dass
die Resultate doch befriedigend wären, kurz, dass die In-
dustrie — vor allem die Kunstindustrie — täglich in der
Lage ist, Farbtöne bestimmen zu müssen, ohne dass diese
Töne doch deutlich bezeichenbar sind. Schnebels Appa-
rat besteht aus einer kreisartig angeordneten Farben-
skala, die alle in der Industrie zur Verwendung kom-
menden Farben und dieHelligkeitsniiancen dieser Farben
von Weiss bis Schwarz in regelmässiger Anordnung ent-
halt. Jeder Ton kann durch eine Zahl bezeichnet wer-
den. DurchlochteDeckplatten erleichtern das Aufsuchen
und Vergleichen der Farben. Liegt dem Fabrikanten
zum Beispiel ein in einer bestimmten Farbenharmonie
gehaltenes Dessin vor, so sucht er die darin verwandten
Farbtöne auf der Skala auf und durchlocht eine schwarze
Deckplatte so, dass nur diese Farben sichtbar werden.
Er kann nun die im Mittelpunkt drehbare Scheibe drehen
wie er will, stets wird eine neue Farbenkonstellation
sichtbar werden, die in den Intervallen der ersten ent-
spricht und die in sich eine Harmonie ist. Er kann das
ihm Passende heraussuchen und in Zahlen fixieren; er
braucht sodann seinem Personal nur diese Zahlen mit-
zuteilen und ist der zeitraubenden Proben überhoben.
Ebenso können Farbwerte als Zahlen von einem Ort
zum andern brieflich oder telephonisch mitgeteilt wer-
den, wenn an beiden Stellen ein gleicher Apparat vor-
handen ist. Die stets unzulänglichen Musterbücher wer-
den dadurch überflüssig gemacht. Schnebel zeigt auf
seinem Apparat auch merkwürdige andere Versuche. So hat
er zum Beispiel einige Deckplatten in Abständen durch-
locht, die im Verhältnis des Goldenen Schnitrs stehen und
er hat dadurch gewissermassen vielfach variable Grund-
harmonien gewonnen. Er hat sodann eine charakteri-
stische japanische Farbenharmonie auf die Deckplatte
übertragen, und es zeigen sich beim Drehen der Scheibe
nun lauter typische japanische Farbenintervalle, so dass
man versucht ist, das japanische Farbengefühl in diesem
Falle zahlenmässig auszudrücken. Der Kunstmathematik
öffnen sich mit diesem geistreichen Apparat weite Per-
spektiven. Am wichtigsten wird er freilich vorderhand
der Industrie werden. Ihr wird mit dem Farbenmesser
in der That ein Bedürfnis befriedigt. Wer jemals in der
Lage gewesen ist, sich praktisch in der Kunstindustrie
zu bewegen, wird Schnebels Erfindung zu schätzen
wissen.

In der Berliner Presse ist der Befürchtung Ausdruck
gegeben worden, Herr Ravene könnte seine bekannte
Bildergalerie auflösen und sie womöglich gar ins Aus-
land verkaufen, weil die Stadt Berlin ihn geärgert hat.
Wir würden uns nun — im Gegensatz hierzu — gewisser
Befürchtungen "nicht erwehren können, wenn diese
Sammlung der Sradt Berlin geschenkt und dann zur
Grundlage einer städtischen Galerie gemacht würde.
Denn damit würde sich für die längst geforderte mo-
derne Galerie der Stadt ungefähr wiederholen, was sich
begab, als aus der bürgerlichen Privatsammlung des Kon-
suls Wagner unsere Nationalgalerie hervorwuchs, die
diesen Zufallsursprung noch heute nicht überwunden
hat. Eine städtische Galerie, die aus falscher Pietät von
einer Sammlung wie der Raveneschen ausgehen würde,
wäre von vornherein verfehlt.

Professor Hans Mackowsky ist zum Direktor des
Rauchmuseums ernannt worden. Eine glückliche Wahl;
denn dieser Kunsthistoriker ist zurzeit vielleicht der
beste Kenner der alten Berliner Kunst. Er arbeitet
eben jetzt an einer umfassenden Biographie Gottfried
Schadows.

Louis Tuaillon ist der Orden pour le merite ver-
liehen worden. Die Meriten dieses ausgezeichneten
Bildhauers sind in der That nicht klein. Doch mag man
— ohne jede Bosheit gegen Tuaillon — diese Anmerkung
nicht unterdrücken: er hat den Orden bekommen, den
sein Lehrer im Geiste, Adolf Hildebrand, — nicht er-
halten hat und nie erhalten wird.

Zum Leiter der Münchener neuen Pinakothek ist
als Nachfolger des kurz vor Tschudi verstorbenen Ma-
lers Holmberg der Konservator Dr. Heinz Braune am
i. Februar ernannt worden. Die Wahl des verhält-
nismässig jungen Museumsbeamten wird von den
Freunden des Fortschritts begrüsst. Braune hat im Zu-
sammenarbeiten mit Tschudi, dem er bei der Einrich-
tung der altdeutschen Säle in der alten Pinakothek mit
einer trefflichen Materialkenntnis helfen konnte, seine
schon vorher vorhandenen Neigungen für eine vom
lokalen Standpunkt unabhängige Qualitätsmalerei, be-
sonders in bezug auf moderne deutsche und französische
Kunst, vorzüglich ausgebildet. Es steht zu erwarten,
dass Braune, mit Tschudis Absichten vertraut, und
hoffentlich nicht durch dessen Nachfolger in seiner
Selbständigkeit behindert, in der neuen Pinakothek die
erforderliche Initiative zur endlichen Säuberung der
Sammlung haben wird.

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