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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 10.1912

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Heft 9
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4707#0485

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BERLIN
Die Gruppe der „Futuristen", die
aus dreizehn Dichtern, fünf Malern
und einem Musiker besteht, und die
^Bilder ihrer malenden Mitglieder in
einer Veranstaltung des „Sturms" ausgestellt hatte, inter-
essiertnurineinerWeise: völkerpsychologisch. Es handelt
sich um italienische Künstler. Italien ist ein hinter der
modernenEntwickelung zurückgebliebenes Land, das den
Ehrgeiz hat, das verlorene Terrain mit doppelt raschen
Schritten wieder aufzuholen. Es ist etwa in der Lage
Russlands, der slavischen Länder oder Ungarns. Wenig-
stens im Künstlerischen. Darum sind diese jungen italie-
nischen Revolutionäre so radikal bestrebt, den Impres-
sionismus nicht nur zu erobern, sondern gleich auch
weit darüber hinauszugehen. Den Teufel auch, man
soll doch sehen, dass nun auch sie da sind. In der
jungen russischen Kunst ist es ähnlich; Anarchismus
ist wohl stets die Kulturform der sehr Ehrgeizigen,
denen es an innerer Gestaltungskraft fehlt. Es ist be-
zeichnend, dass es allen diesen nach oben
drängenden Völkern zweiten Ranges
durchaus an Talent mangelt und an leben-
digen Traditionen.

Die Futuristen sind insofern wasch-
echte Neu-Italiener, als sie, ihrer Malerei
nach, unsagbar talentlos sind. Da sie aber
talentlos sind und doch das „Höchste"
und das „Letzte" wollen, so muss not-
wendig nicht nur der Kitsch, nicht nur
die Phrase, sondern sogar die Lüge zum
Vorschein kommen. Sieht man von all
dem geschwollenen Unsinn der Gedan-
kenornamentik ihrer Manifeste - unter
dem thun sie es nicht — ab, so bleibt als
Kern etwa die Meinung man könne, nein
man müsse Bewegung, das heisst mehrere
zeitliche Zustände zugleich oder besser:
die Zeit schlechthin malen. Nicht im
übersetzten Sinn, wie Rembrandt es ge-
than hat, nein, die Zeit an sich als opti-
sches Erlebnis. Ebensogut könnte man
behaupten, es Hessen sich Geräusche
malen. Man sieht: wo es an Talent fehlt,
da stellt sich gleich wieder die Ideen-
kunsr, die erzählende StofFkunst, die an
Gegenständen haftende Romantik ein.
Was vor hundert Jahren vornehm emp-
findendeMänner in der Malerei mittels
der Legende, der Historie, der Anekdote
wollten, das will hier ein lautes, unvor-
nehmes Jünglingsgeschlecht mit Hilfe des
wohlfeilen Symbols sozialer oder natur-

wissenschaftlicher Färbung. Mehr ist über diese Er-
scheinung nicht zu sagen. Mit der modernen Malerei
hat diese neueste Bewegung kavim noch zu thun. Es
ist eine neue, immerhin merkwürdige Art jener Kultur-
charlatanerie, die heute epidemisch gleich ganze Be-
völkerungsteile ergreift. Was von fern in den Malereien
der Symbolkonstrukteure, die sich Futuristen nennen,
die Kunst berührt, das haben Künstler wie Strathmann,
Klimt, Thorn-Prikker, Toorop, KhnopfF, Stuck, van de
Velde, Endell und andere mit persönlicher Gestaltungs-
kraft und sachlicher Logik längst schon ausgebildet.
Wenn man vor den Bildern der Futuristen erstaunen
muss, so thut man es nur um der Talentlosigkeit willen,
die sich darin offenbart.

■»

Ein paar Zimmer mit feinen alten französischen
Möbeln waren bei Herrmann Gerson ausgestellt. Neben
den englischen Mustern — man wurde an die vorzüg-
liche Ausstellung der englischen Möbel, die vor zwei

KARL WALSER, KIRCHE IN BERLIN
AUSGESTELLT IN DER BERLINER SEZESSION

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