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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 10.1912

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Heft 10
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Auktionsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4707#0540

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MÜNCHEN

In grosser Biergemütlichkeit fand am i i. Juni in An-
wesenheit verschiedener bajuwarischer Honoratioren die
Versteigerung der Sammlung Meder bei Hugo Helbing
statt. Leider wurde durch die zahlreichen kleinen Bild-
chen aus der münchener Genrezeit der rasche Ablauf
des Steigerns beeinträchtigt. Der Höhepunkt des Nach-
mittages wurde bestimmt durch den Aufruf zweier
Hauptwerke von S'chuch, die nach hartem Kampf gegen
zwei münchener Sammler und das Museum in Mann-
heim an den Kunsthandel fielen (Porrestilleben 17820M.
Tannhauser, S. Gregorio in Abbazia 18260 M. Haber-
stock). Hohe Preise erzielten auch Spitzweg, der frei-
lich lange nicht in der Qualität der Versteigerung Barlow
vertreten war (Frauenbad in Dieppe, 6710 M., Kunst-
handel, Wäscherinnen am Brunnen, 5830 M., Museum
in Darmstadt), und besonders Diez, dessen frühes Bild
„Aus dem dreissigjährigen Kriege" (5600 M.) und dessen
an Qualität an Leibl und frühe Defregger reichender „Hof
in Tirol" neben Uhdes „Schimmel im Grünen" (5940 M.)
die künstlerisch wertvollsten Bilder der bemerkenswerten
Versteigerung bildeten. Auch von Leo Putz kam ein
Werk zum Aufruf, ohne mehr als 1100 M. zu erreichen.

U.-B.
PARIS

Unter den Bildern der Marquise Landolfo-Carcano,
die in den letzten Tagen des Mai bei Georges Petit um
3,75 3,825' Fr. versteigert wurden, kam zum zweiten
Mal in dieser Saison ein Werk Rembrandrs auf den
Markt; ein Jungmädchenbildnis, das für das Porträt der
Schwester des Künstlers gilt. Es entstammt, wie die
bedeutendsten Werke älterer Kunst, die die Marquise
besass, der 1868 versteigerten Sammlung DemidofF de
San Donato und wurde damals mit 21600 Fr. bezahlt.

Doch die Hauptwerte entstanden aus den modernen
Bildern. Henri Regnaults „Salome", das auf Gelb ge-
stimmte Porträt eines Landmädchens aus der römischen
Campagna in entsprechendem Kostüm hat die Öffent-
lichkeit stark interessiert. Um das Bild vor Amerika
zu sichern, war eine Subskription eröffnet worden; doch
beim vierten Hunderttausend mußte das Louvre vom
Bewerb abstehn, während Knoedler, der Vertreter des
amerikanischen Imports, mit 480000 Fr. (plus Aufgeld)
Sieger blieb. Lärmender Protest folgte der Bekannt-
gabe dieses Resultats. Das Louvre verwandte seinen
Kredit vorläufig auf den Ankauf von Th. Rousseaus
„Kastanienallee" um 270000 Fr. (das Bild wurde im
„Salon" 1835 zurückgewiesen). Die „Salome" wird viel-
leicht dennoch im Louvre einziehn und man geht schon
daran, die fehlenden Hunderttausende aufzubringen,
den Patriotismus zu beschwören, er möge den jungen
Soldaten tod ehren, der den Meister kaum ein Jahr nach

Vollendung des Bildes ereilt hat. Die Beschränkung des
Oeuvres durch ein jähes Ende ist es auch, was den
immerhin erstaunlich hohen Preis für ein Bild Regnaults
würdigen lässt; eher als die Qualität des Bildes selbst.
Man war um so weniger versucht, sich von dieser ge-
fallsüchtigen Malerei betören zu lassen, als gleich da-
neben Leibls Bildnis der Frau des Architekten Gedon
ausgestellt war, das nun für 140000 Fr. an die Galerie
Heinemann verkauft wurde.

Um die drei Delacroix bekämpften sich Tauber und
Durand-Ruel. Dieser erlangte für 86000 Fr. das „Innere
eines Hofes in Marokko", das 60000 Fr. geschätzt war,
während Tauber die „Reitstunde", die ein Araber seinem
Söhnchen erteilt, ein spätes Werk, bei gleicher Forde-
rung auf 140000 Fr. zu treiben genötigt war. Zur „Er-
mordung des Bischofs von Lüttich", einem mäßig grossen
Historiengemälde mit vielen Figuren, das 1820 für den
Herzog von Orleans gemalt wurde, notieren wir fol-
gende Daten der Preissteigerung: der Maler erhielt da-
für 1500 Fr., Auktion d'Orleans 4800 Fr., Villot(i86j)
35 000 Fr., Khalil Bey (1 868) 46000 Fr. Diesmal wurden
200000 Fr. verlangt und von Tauber 205 100 Fr. bezahlt.

Die „Solitude, Souvenirs de Vigen" von Corot er-
warb Knoedler um 350000 Fr., den höchsten Preis, den
ein Bild dieses Meisters in Frankreich bis jetzt erreichte.

Wir notieren im folgenden noch einige bemerkens-
werte Preise:

Corot, „Der See", 1 21 000 Fr.; Courber, „DieWelle",
19000 Fr.; J. Dupre, „Der Teich in der Lichtung",
90000 Fr.; Fortuny, „Die spanische Hochzeit", 220000
Fr.; Meissonier, drei Bilder zu 23 500, 40000 und 27 500
Fr.; Th. Rousseau, Landschaft 67500 Fr.; Troyon,
„Kühe", 53 000 Fr. Ferner kamen zur Versteigerung
Zeichnungen, einige Skulpturen und einige Bilder alter
Meister. R. K.

BERLIN

Die gut besuchte Versteigerung der Sammlung O.
von zur Mühlen, Sr. Petersburg, bei Anisler & Ruthardt
brachte u. a. folgende Ergebnisse:

Zeichnungen von Chodowiecki 285, 290, 290, 220,
310 (Federzeichnung), 910 (Rotsteinzeichnung), 570
(ebenso), 310 M. usw.; zwei Kreidezeichnungen von
J. van Goyen 680 und 620 M.; Zeichnungen von Row-
landson 260, 2 1 o M. usw.; zwei Zeichnungen Th. Hose-
manns 125 und 140 M.; Zeichnungen Genellis 220 und
410 M.; Aquarell von J. A. Koch 260 M.; Zeichnungen
von Max Klinger 220, 235 und 510 M.; Federzeichnung
von Ramberg 485 M.; Zeichnungen von Ludw. Richter
350 und 515 M.; Sepiazeichnungen von J. Schnorr von
Carolsfeld 505, S45 und 600 M.; Federzeichnungen von
M. von Schwind 105, 185, 250, 160 M.

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