Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 10.1912

DOI Heft:
Heft 11
DOI Artikel:
Koren-Wiberg, Christian: Hanseatische Baukunst in Norwegen: das alte Bergen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4707#0575

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
. 'llii^iiil;;^

\

König Olaf Kyne:
Björgvin, wie es 4
lühte die Stadt n

jlatz auf, den vidi t
Das lebhafte He
den Strassen ■

isatz zu dem U

ROKOKOMÖBEL

.-d**-*

lichen und düstern Gepräge der Stadt gestanden
haben. Längs des Hafens lagen Reihe an Reihe
die gezimmerten;, braungeteerten Häuser mit Torf-
oder Grasdächern, deren dunkle Altane oder Galerien
nach den engen Strassen hinausgingen. Selbst die
Kirchen waren aus Holz und geteert; sie glichen
indischen Pagoden mit ihren gähnenden Drachen-
köpfen, die sie von den zahlreichen Giebeln und
Dachfirsten in die Luft emporreckten.

Als die Stadt nach und nach anwuchs und nor-
wegische Edelleute sich dort ansiedelten, steigerte
sich das Verlangen nach grösserer Pracht. Die
Könige bauten Hallen, Kirchen und Klöster, zuerst
aus Holz, später aus Stein. Rund um die dunklen
Stadthäuser erhoben sich Kirchen mit Bildwerken
und goldenen Türmen. Im Gegensatz zu den Back-
steinkirchen Deutschlands waren sie alle aus Granit-
blöcken errichtet, mit Kalk verputzt, die Profile
und Details in Tropfstein, dem weichsten, schönsten
Material. Der Stil wechselte vom anglo-norman-
nischen bis zur Gotik. Die Stadt muss in jener,
ihrer zweiten grossen Periode von izoo—1300
wunderbar malerisch gewesen sein, und die Krone
von allem war die Apostelkirche, ohne Zweifel das

schönste Bauwerk Norwegens und wie man glaubt
eine Kopie von Pierre de Montereaus „Sainte Cha-
pelle" in Paris. Etwa 20 Kirchen zählte man und
5 grössere Klöster.

Die dritte grosse Periode in der Geschichte der
Stadt ist den Hanseaten geweiht. Schon die nor-
wegischen Könige hatten den Handel der Hansa-
städte in Bergen unterstützt, aber erst unter Nor-
wegens unseliger Vereinigung mit Dänemark fassten
die Hanseaten dort festen Fuss. Während dieser
Vereinigung verwischten sich viele charakteristische
Züge norwegischer Kultur und die Prachtbauten
sanken in Schutt. Viele Kostbarkeiten wurden nach
Dänemark gebracht, und die Einführung der Re-
formation trug mit dazu bei, dass die Kirchen in
vandalischer Weise ihrer kostbaren Schätze beraubt
wurden. Je schwächer der Bergenser Bürgerstand
wurde, desto kräftiger entwickelte sich die han-
seatische Kolonie, die allmählich in den Besitz des
östlichen Stadtteils am Hafen gekommen war. Das
Hansaviertel oder „Kontoret" (das Kontor) war
wie eine Stadt in der Stadt, deren Einrichtungen
und eigene Verwaltung von dem glänzenden Or-
ganisationstalent der Hanseaten zeugen. Es zählte

557

^rtjWff^^Hijft»>?r.f.rJIrrtr.r.,:.
 
Annotationen