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SLEVOGTS IMPROVISATIONEN
NOTIZEN ZU BILDERN AUS DER SAMMLUNG ED. FUCHS
VON
KARL SCHEFFLER
levogts Talent ist nach zwei
'Seiten zugleich interessiert.
Der Maler in ihm will das
Leben im Raum schildern,
will vom Erlebnis der An-
schauung ausgehen und die
Natur in ihrer Kraft, Zartheit
und kosmischen Farbigkeit darstellen; den zeich-
nenden Illustrator in Slevogt aber lockt die Dar-
stellung dramatischer Spannungen und erzählen-
der Situationen, ihm wird das Leben aktiv, er
sucht den Einfall und schenkt den Zeitgenossen ein
Bilderbuch moderner Lebensempfindungen. Da
Slevogt fühlen mag, dass er diese beiden Talent-
kräfte ein für alle Mal nicht zu verschmelzen im-
stande ist, da es aber auch unmöglich ist, eine Malerei
des zuständlich Ruhenden und eine Zeichenkunst
voll poetischer Beweglichkeit ein für alle Mal
gegeneinander abzugrenzen, so hat er sich eine
künstlerische Zwischenform geschaffen, eine Form
malerischer Improvisation, in der Maler und Illu-
strator sich begegnen und sich zusammenthun kön-
nen, die den Maler zu zeichnen und zu illustrieren
und den Illustrator zu malen gestattet.
Diese Form hat der Instinkt der Begabung
erst im letzten Jahrzehnt gefunden. Vorher, also
in der Münchener Zeit vor ipoo, waren der
Wille zur reinen Malerei und der Trieb zum Illu-
strativen noch nicht zweierlei. Zur Zeit, als der
„Totentanz", die „Salome", und vor allem das
Triptychon „Der verlorene Sohn" entstanden,
wollte Slevogt alle seine Kräfte immer in jedes
Werk legen. Darum ging er damals so leiden-
schaftlich auch auf Rembrandts Spuren, was der
hier abgebildete „verlorene Sohn", vor allem das
bedeutende Mittelstück, in jeder Form fast beweist.
In dem Augenblick aber, wo Slevogt die Not-
wendigkeit einsah, seine Malerei über das atelier-
haft Altmeisterliche hinaus, wozu München so
sehr verführt, zu entwickeln, wo der Wille zu
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NOTIZEN ZU BILDERN AUS DER SAMMLUNG ED. FUCHS
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KARL SCHEFFLER
levogts Talent ist nach zwei
'Seiten zugleich interessiert.
Der Maler in ihm will das
Leben im Raum schildern,
will vom Erlebnis der An-
schauung ausgehen und die
Natur in ihrer Kraft, Zartheit
und kosmischen Farbigkeit darstellen; den zeich-
nenden Illustrator in Slevogt aber lockt die Dar-
stellung dramatischer Spannungen und erzählen-
der Situationen, ihm wird das Leben aktiv, er
sucht den Einfall und schenkt den Zeitgenossen ein
Bilderbuch moderner Lebensempfindungen. Da
Slevogt fühlen mag, dass er diese beiden Talent-
kräfte ein für alle Mal nicht zu verschmelzen im-
stande ist, da es aber auch unmöglich ist, eine Malerei
des zuständlich Ruhenden und eine Zeichenkunst
voll poetischer Beweglichkeit ein für alle Mal
gegeneinander abzugrenzen, so hat er sich eine
künstlerische Zwischenform geschaffen, eine Form
malerischer Improvisation, in der Maler und Illu-
strator sich begegnen und sich zusammenthun kön-
nen, die den Maler zu zeichnen und zu illustrieren
und den Illustrator zu malen gestattet.
Diese Form hat der Instinkt der Begabung
erst im letzten Jahrzehnt gefunden. Vorher, also
in der Münchener Zeit vor ipoo, waren der
Wille zur reinen Malerei und der Trieb zum Illu-
strativen noch nicht zweierlei. Zur Zeit, als der
„Totentanz", die „Salome", und vor allem das
Triptychon „Der verlorene Sohn" entstanden,
wollte Slevogt alle seine Kräfte immer in jedes
Werk legen. Darum ging er damals so leiden-
schaftlich auch auf Rembrandts Spuren, was der
hier abgebildete „verlorene Sohn", vor allem das
bedeutende Mittelstück, in jeder Form fast beweist.
In dem Augenblick aber, wo Slevogt die Not-
wendigkeit einsah, seine Malerei über das atelier-
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sehr verführt, zu entwickeln, wo der Wille zu
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