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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 10.1912

DOI Heft:
Heft 12
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Heinersdorff, Gottfried: Die Glasmalereien der Notre-Dame von Chartres
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https://doi.org/10.11588/diglit.4707#0607

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DETAIL DER GROSSEN ROSETTE DES NORDLICHEN PURTALFENSTERS IN CHARTRES

DIE GLASMALEREIEN

DER NOTRE-DAME VON CHARTRES

VON

GOTTFRIED HEINERSDORFF

Einer der allerpersön-
lichsten unter den jungen
deutschen Architekten er-
zählte von den Fenstern
in Chartres. Er, der mit
feinstem Empfinden alle
Anklänge an alte Stile ver-
meidet und eigene, neue
Wege der Formengebung
sucht, sprach mit glühen-
der Begeisterung, mit
leuchtenden Augen von
diesen Scheiben. Nirgends
hätte er etwas so Herr-
liches und nur annähernd Ähnliches gesehen, und er
kannte in Deutschland und Frankreich die meisten
der grossen Dome, diese besten Museen der Glas-
malerei. Jene lebendige Schilderung wurde die Ver-
anlassung zur Reise nach Chartres.

Chartres. Wer von den vielen Tausend der all-
jährlich nach Paris Reisenden kennt es? Wie wenige
aus dem kleinen Kreise der Freunde der Glasmalerei
betraten bisher diese Kathedrale! Wie kommt das?

Wenn man in der nicht sehr umfangreichen
Literatur der Glasmalerei auf den Namen der Stadt
Chartres stösst und diese oder jene Abbildung von
den Scheiben ihrer Kathedrale findet, so fühlt man
wohl, dass es sich um starke Arbeiten der frühesten
Zeit handelt, ahnt aber nicht das ganz Aussergewöhn-
liche. Alle Abbildungen, die es bisher gab, stammen
her von Handzeichnungen, die gelegentlich einer
teilweisen Renovation vor etwa dreissig Jahren
ziemlich trocken und ausdruckslos angefertigt wur-
den. Sie geben ganz unzulänglich ein wenig gutes
Bild von der Bedeutung und vor allem von dem
Umfang des Erhaltenen.

So kommt es wohl, dass die Veröffentlichungen
nicht stark genug für Chartres werben. Nicht stark
genug vor allem, wenn man in Paris im Bann der
in Dämmerung glühenden Notre-Dame gefangen
ist oder in dem schier ganz aus buntem Glas gebil-
deten Gehäuse der St. Chapelle die Glasmalerei
einen wirklichen Siegestriumph feiern sieht.

An die Möglichkeit einer weiteren Steigerung
glaubt man dann kaum.

Und doch ist dies alles nur ein bescheidener

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