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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 10.1912

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Heft 12
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https://doi.org/10.11588/diglit.4707#0644

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dieser Band, zu dem Bode das Vorwort und Gronau
noch einen sehr feinen Essay über Ludwig beisteuerte,
kaum dringen, die Kunstgeschichte aber ist den beiden
Männer, die in so selbstloser Weise das Andenken des
Toten ehrten, zu aufrichtigem Danke verpflichtet.

Gustav Glück. Peter Bruegels des Älteren
Gemälde imKunsthistorischem Hofmuseum zu
Wien. Brüssel, G. van Oest et Cie., 1910.

Die fünfzehn Lichtdrucke dieses Werkes sind leider
so flau geraten, dass sie nur schwache Kunde von
der Macht und Herrlichkeit der Originale geben, und
da wir gute Photographien nach den Schöpfungen
Bruegels ja überall zu kaufen bekommen, so dürfte man
das Buch als überflüssig beiseite schieben, wenn es nicht
Gustav Glück mit einer Studie eingeleitet hätte, die
Bruegels Kunst unter gänzlich neuen Gesichtspunkten
betrachtet. Im Gegensatz zu der landläutigeivMeinung,
die den „Gauern-Bruegel" zu einem demokratischen
Künstler stempelte, behauptet Glück, dass Bruegel, als
er seine Monatsbilder oder die genrehaften und zu-
gleich moralisierenden Szenen aus dem Leben der Dorf-
bewohner malte , nicht im Entferntesten daran gedacht
hat, eine „Kunst fürs Volk" zu schaffen, sondern gerade
mit der Pflege dieses Stoffgebietes sich zu den Tradi-
tionen der burgundischen Hofkunst bekannte. Denn
ähnliche Schilderungen fanden sich bereits auf Gobelins
des fünfzehnten Jahrhunderts und in Gemälden, die
zwar auf Leinwand, aber nur mit Wasserfarben gemalt
waren, so dass infolgedessen nur wenige sich bis zu
unseren Tagen erhielten. Demnach hat Bruegel, der
vielleicht auch mit Bildern solcher Art begann, das
Reich des Darstellbaren eigentlich nicht vergrössert,
wohl aber, kraft seiner gewaltigen Persönlichkeit den
Bauern Heimatsberechtigung in der „hohen Kunst", im
Ölgemälde erzwungen. Gustav Glück hat diese Aus-
führungen Carl Justi gewidmet, und vielleicht kann
man ihnen kein besseres Lob schenken, als wenn man
sagt, — er durfte das thun.

Emil Waldmann. Die Nürnberger Klein-
meister. Meister der Graphik, Band V. Mit 113

Abbildungen auf SS Tafeln und 13 Textillustrationen.
Leipzig, Verlag von Klinkhardt & Biermann, 1911.

Vor dreissig Jahren, als noch die jungen Ehepaare
ihre Wohnräume „in deutscher Renaissance" beim Tape-
zierer bestellten, schrieb man, die Kleinmeister, deren
Kupferstiche deutsches Empfinden mit romanischer
Formenpracht vereinten, wären die Gross-meister der
deutschen Kunst. Heute, wo uns ein Innenarchitekt
„moderne" Möbel ins Zimmer stellt, ist der Glorien-
schein, den man ums Wirken der Kleinmeister wob,
ein bisschen verblasst. Dürer und Altdorfer seien
deutscher und die Italiener italienischer gewesen, heisst
es nunmehr, und die Arbeiten der Kleinmeister wären ja
sehr geschickt, aber doch mehr Kunstgewerbe als Kunst.
Gegen solche Unterschätzung dieser Nachfolger Dürers,
(Erben wäre zu viel!) die immerhin „die ersten Meister
des Genre in der deutschen Kunstgeschichte waren",
erhebt nun Waldmann seine Stimme, ohne ihr jedoch
— Gott sei Dank! — irgendeine sentimentale oder gar
pathetische Klangfarbe zu geben. Gewiss, der alt ge-
wordene Hans Sebald Beham oder Georg Penz produ-
zierten Marktware; der junge Hans Sebald aber, sein
Bruder Bartel und jener rätselhafte Monogrammist J. B.,
den Waklmann, im Gegensatz zu anderen Forschern,
nicht mit dem jugendlichen Georg Penz („Jörg Bens")
identifiziert, sie haben, ohne grosse Persönlichkeiten zu
sein, gleichwohl, dank ihrer reifen künstlerischen Kultur,
grosse Leistungen vollbracht, ja, einzelne dieser kleinen
Blätter sind vom Herrlichsten, was je in deutschen
Landen geschaffen wurde. Über das Buch selbst zu
sprechen, ist hier wohl nicht erforderlich. Die Leser
dieser Zeitschrift kennen Waldmanns Art aus manchem
Beitrag, seine kluge Pointierungskunst, und seine welt-
männisch-eleganten Sätze, hinter deren Dandysme sich
eine sehr solide Gelehrsamkeit beinahe schamhaft ver-
birgt. Nun, dieses übrigens vortrefflich illustrierte
Werk hält, was Waldmanns Aufsätze versprechen und
gehört darum zu den nicht übermässig zahlreichen kunst-
wissenschaftlichen Publikationen, die nur die Materie,
nicht aber auch den Leser erschöpfen.

LISTE EINGEGANGENER BÜCHER

Die Schack-Galerie, München. Ein Führer von
Fritz Burger. Mit 50 Abbildungen. Delphin-Verlag,
München.

Welti-Mappe. Herausgegeben vom Kunst wart.
München bei Georg D. W. Callway.

Hugo Marcus: Die o rnamen tale Schönheit
der Landschaft. R. Piper & Co. Verlag, München.

Emilie Verhaeren: Rembrandt. Übertragung
von Stefan Zweig. Im Insel-Verlag zu Leipzig, 1912.

Julius Meier-Gräfe: Hans von Marlies. Mit
60 Abbildungen. Zweite Auflage München, Piper & Co.

Klassische Illustrationen. IX. Band: Die alt-
deutsche Buchillustration von Dr. W. Worringer. Mün-
chen 1912. R. Piper & Co.

Das graphische Werk Wilhelm Laages bis
1 91 2. Von Gustav Schiefler. Hamburg 19 12. Gedruckt
bei Lütcke und Wulff.

Bonner Vorträge von C. Justi. Bonn 1912. Carl
Georgi, Universitäts-Buchdruckerei und Verlag.

ZEHNTER JAHRGANG. ZWÖLFTES HEFr. REOAKTIONSSCHLUSS AM 21. AUGUST. AUSGABE AM I. SEPTEMBER NEUNZEHNHUNDERTZWOLF
REDAKTION: KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERANTWORTLICH IN ÖS TERREICH-U N G A RN : HUGO HELLER, WIE» I.
VERLAG VON BRUNO CASSIRER IN BERLIN. GEDRUCKT IN DER OFFIZIN VON W. DRUGULIN ZU LEIPZIG.
 
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