Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:
Proust, Antonin: Erinnerungen an Edouard Manet, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0046

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
EDOUARD MANET, STILLEBEN

ERINNERUNGEN AN EDOUARD MANET

VON

ANTONIN PROUST

jine herzliche Freundschaft verband mich mit

i Manet bis zu seinem Tode; sie begann in

unseren Kindertagen im College Rollin und schlug

dann im Atelier Couture immer festere Wurzeln.

Manet war mittelgross und muskulös gebaut,

seine breiten Schultern, die schlanke Taille, der

Antonin Proust war ein Jugendfreund und Studiengenüsse
Manets, der später Schriftsteller und dann Politiker wurde. Er
war zeitweise Gambettas Sekretär, wurde von 1876—1889 in
die Deputiertenkammer gewählt und war von 1881 —1882 im
Ministerium Gambetta Minister der schönen Künste. Als
solcher verschaffte er Manet den einzigen Orden, den der
Maler je erhielt. Diese Erinnerungen, die sich noch durch
einige Hefte ziehen werden, sind zuerst in der längst einge-
gangenen, heute fast unauffindbaren „Revue blanche" erschienen.

D. Red.

rhythmische Gang und die gerade, freie Haltung
verliehen seiner Erscheinung eine ganz eigenartige
Eleganz. Selbst wenn er das Charakteristische seiner
Haltung ins Komische übertrieb und die gedehnte
Redeweise der Pariser Strassenjungen nachahmte,
um vulgär zu erscheinen, wollte es ihm nicht ge-
lingen: immer fühlte man bei ihm das Rassige
heraus. Unter einer breiten Stirn setzte sich die
Nase in gerader Linie fort, die etwas hochgezogenen
Mundecken gaben ihm einen leicht spöttischen
Ausdruck. Aus den kleinen, aber sehr lebhaften
Augen sprach ein durchdringender Blick. Bis in
die ersten Jahre seiner Jünglingszeit fiel ihm das

35
 
Annotationen