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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 1
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0084

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sich niemand besser eignen als Hans Mackowsky, der
beste Kenner und passionierteste Liebhaber Alt-Berlins.
In der Regel ist das Amt da, aber es fehlt der Mann
dafür, der es zu etwas Lebendigem macht. Hier ist
einmal der Mann früher als das Amt da; es bedürfte
also nur des guten Willens und einiger Beschleunigung,
denn sonst giebt es kein Alt-Berlin mehr, wenn der
Konservator auf dem Plan erscheint.

ersten Signal. Eines Tages war ein Kunsthändler halb
zufällig draussen, kramte unter den nach Hunderten
zählenden alten und neuen Arbeiten Hagemeisters um-
her und stiess auf einen Pack aufgerollter verschim-
melter und geborstener Ölbilder. Er trabte mit einer
der Bildrollen zur nahen Havel hinunter, wusch und
bürstete und war von dem was zutage kam so betroffen,
dass er den ganzen Pack, an die zwanzig oder dreissig
Stück, für ein paar tausend Mark gleich mitnahm. Er

LOV1S CORINTH, KRIEGSBEUTE

SAMMLUNG FRAU VON D. IN DER GALERIE HELBING, MÜNCHEN

ROMANTIK DES BILDERMARKTS
Einige kleine Anekdoten, die von der Romantik des
modernen Bildermarkts handeln.

Draussen in Weider wohnt, wie die Leser wissen,
seit vielen Jahrzehnten Karl Hagemeister, der einstige
Freund Schuchs. Seit fast vierzig Jahren hat sich
um den als Maler, Jäger und Fischer in der märki-
schen Einsamkeit Lebenden, in der nahen Hauptstadt
niemand gekümmert. Vor einigen Jahren baten wir
den Künstler, uns einige Erinnerungen über seinen
Verkehr mit Schuch niederzuschreiben; und bald darauf
brachten wir auch einen Aufsatz über die Kunst Hage-
meisters selbst. Das wurde dem Kunstmarkt zum

Hess die Bilder in München gut restaurieren, und als er
sie ausstellte, gab es einen Bombenerfolg. Man ent-
deckte plötzlich Hagemeister. Vor allem den Hage-
meister der siebziger und achtziger Jahre, den Freund
Schuchs, den tonigen Dunkelmaler. Unsere Galerien,
zum Beispiel die Nationalgalerie und die Neue Pina-
kothek, erwarben von diesen Bildern, der Kunsthandel
fing Feuer und bald wurde ein einziges Bild dieser Kol-
lektion ebenso hoch und höher bezahlt als jener Ent-
decker die ganze Masse bezahlt hatte. Es folgten dann
Hagemeister-Ausstellungen in mehreren Städten, vor
allem in München; die Käufer eilten herbei, die Preise
stiegen, der Markt entrierte eine Hagemeisterhausse.

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