EDOUARD MAN ET, ZACIIARIE ASTRUC
zipielle, Theoretische und Programmatische in Per-
sönlichkeiten als individuell gewordener Geschmack
und Wille, als eine mit subjektivem Elan sich ge-
bende Objektivität verkörpert. Es ist als wäre
Lagardes Satz in diesem Punkte praktische Wahr-
heit geworden: „Prinzipien machen nicht Männer,
Männer machen Prinzipien." Wenn sich die Re-
sultate des neuen Individualismus im Museums-
wesen — der nötig ist, um den öden Konven-
tionalismus der kunsthistorisch-gouvernementalen
Direktionspraxis zu überwinden — überall verwandt
berühren, wenn eine überpersönliche moderne
Kunstidee gleicherweise herrscht, wo wir doch
nur einzelne Männer in jedem Fall an der Arbeit
sehen, so kommt es daher, weil es sich um Per-
sönlichkeiten handelt, die in ihrer Arbeit reif ge-
worden sind, die den Punkt zu erreichen gewusst
haben, wo das Denken allgemeingültig und das
Urteil ganz sachlich wird, wo das Empfinden ein
Müssen der Zeit widerspiegelt und dadurch not-
wendig erscheint. Dass solche Persönlichkeiten
Zugang zum modernen Museum gefunden haben
ist kein Zufall; jede Zeit, so scheint es, schafft sich
irgendwie die Organe, die sie braucht, um ihren
Willen durchzusetzen.
Diese Museumsleiter, die sich bis zu gewissen
Graden von den Kommissionen zu befreien ge-
wusst haben, sind nun nicht grundlos oft und von
vielen Seiten während ihrer aufbauenden Arbeit
angegriffen worden. Ihre Gegner — die von der
kompakten Majorität — hätten nicht' mit so
grossem Aufwand mobil gemacht, wenn sie nicht
gefühlt hätten, dass in dem Willen dieser staatlich
berufenen Kunstsammler eine ganz neue Epoche
will. Mit dem Instinkt der Schwäche haben sie
gewittert, dass mit diesen Männern eine neue
Weltanschauung in die Museen einzieht. Nur so
sind die Proteste und Hemmungsversuche zu er-
klären, denen alle tüchtigen Leiter moderner Mu-
seen heute noch ausgesetzt sind; nur so sind die
Kämpfe zu erklären, in die auch die Bremer Kunst-
halle verwickelt worden ist. Wenn Pauli bis jetzt
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