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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 4
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Auktionsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0238

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1875 auf der Vente Corot 300 Fr.). Ausserordentlich
waren die Figurenbilder. Die gezahlten Preise beweisen,
dass die Schätzung Coiots als Figurenmaler, die vor
kaum 20 Jahren einsetzte, mit der des Landschafters
ernsthaft rivalisiert. Am höchsten bezahlte derLouvre
Nr. 125: La femme en bleu, mit 162000 Fr., ein Werk
aus der allerletzten Zeit, das nicht ohne eine leise
Trivialität ist. Nr. 121: Jeune femme en robe rose,
ein köstliches kleines Werk, brachte 26000 Fr.; Nr. 143:
La Poesie 20 100 (Paul Cassirer); Nr. 128 : Jeune femme
blonde 50000 Fr.; Nr. 108: Bretonne 21700 (Druet).
Trotz der zum Teil ausserordentlichen Corot-Preise
waren die Sensation des ersten Tages Cezanne und
Gauguin. Denn die Baigneuses von Cezanne, für die
18000 Fr. bezahlt wurden (Barnes), sind eine kleine,
wenig lebendige Komposition. Und der grosse Gauguin
wurde mit 31 $00 Fr. bezahlt, ein Preis, der für diesen
dekorativen Maler recht hoch ist. Cezanne, Nr. 93:
Femme et enfant, 23x23 cm, ausserordentlich sug-
gestiv, brachte am zweiten Tage 10 000 Fr.

Im übrigen zeigen die Preise dieser Sammlung
wieder einmal den feinen Instinkt der französischen
Bilderkäufer für die Qualität. Boudin, Lepine, Cals,
Jongkind Hessen kühl. Aber die grossen Meister des
Impressionismus feierten Triumphe. Die Zeit ist nicht
mehr fern, wo die für die Meister dieser Schule ge-
zahlten Preise denen von Frans Hals und Rembrandt
gleichkommen, an deren Seite sie ihr Talent einmal in
der Schätzung unserer Nachkommen stellen wird. Die
435000 Fr., die Durand-Ruel für den Degas Nr. 177:
les danseuses ä la barre gab, (s. die Abbildung), dürfte
der höchste Preis sein, der für das Bild eines lebenden
Malers bisher gezahlt wurde. Der alte Degas, der bei
der Vorbesichtigung erschien, wird mit Wehmut daran
gedacht haben, dass er, wie erzählt wird, 500 Fr. für
das Bild bekommen hat. Und dieses schöne Werk ist
durchaus keines seiner Hauptbilder. Die hohe Schätzung
von Degas ist nicht unabhängig vom anekdotischen
Interesse, vom Gegenstand und der vorsichtigen Delika-
tesse seiner Technik. Er ist der erste moderne Maler,
der das Herz derer erobert hat, die in der französischen
Kunst des 18. Jahrhunderts, in Chardin, Fragonard,
Watteau den höchsten Ausdruck der Malerei sehen.
Nr. 176: La repetition de denze brachte 150000 Fr.
(Knoedler). Von bezauberndstem Reiz waren die drei
Renoirs. Der Grösste, Nr. 265, eine Parkallee mit zwei
lebensgrossen Reitern, ein Bild von bestrickender Naive-
tät, kam nach Deutschland (Paul Cassirer). Nr. 268:
La Parisienne 56000 Fr. (Knoedler). Verhältnismässig
billig war ein Hauptwerk von Manet, Nr. 235: Laiegon
de musique, ein lebensgrosses Doppelporträt des Schrift-
stellers Astruc und seiner Frau in der Art des Treib-
hauses der Berliner Nationalgalerie, 120 000Fr.; Nr.237 :
surla plage brachte 92000 Fr.; Nr. 236: buste de femme
kaufte die Familie für 97000 zurück.

Daumiers Schätzung als Maler macht weitere Fort-

schritte. Sein nach unserm Geschmack tiefstes Bild der
Sammlung Nr. 165: Le liseur kostete 42000 Fr., Nr. 161:
Crispin et Scapin 60000 Fr. (Louvre); Nr. 163: Scene
de revolution 6^ 000 Fr. Den höchsten Preis der sehr
guten Sammlung Miller erziehe Nr. 239: L'homme ä la
vestemit inooo Fr., Nr. 238: Le coup de vent 80000
Fr. (Bernheim), Nr. 240: paysanne 31000 Fr. (Wallis).

Monet Nr. 254: Seine a Argenteuil, 30200 Fr.
(Wiriot), Delacroix Nr. 189: Coin dAtelier 30000 Fr.
(Louvre).

Puvis de Chavannes Nr. 265: Marseille 68000 Fr.;
Nr. 264: L'esperance 65000 Fr. (Louvre).

Die Bilder alter Meister waren weniger bedeutend.
Das Mädchenbildnis von Goya, das mit 142000 Fr. be-
zahlt wurde, (Hugh Lane) ist ein recht kraftloses ver-
blasenes Bild. Chardin Nr. 10; Stilleben 41000 Fr.
(Chialiva). Fragonard Nr. 37 : La fuite 75 000 Fr. (Chia-
liva). Nr. 42: Greco, Apostel 60000 Fr. (Kleinberger).

Das Gesamtergebnis ist rund 4657000 Fr. Die Re-
sultate der Versteigerung der Zeichnungen und Pastelle
lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor. B. C.

DIE SAMMLUNG LIPPMANN
Die Kunstsachen, die der 1903 verstorbene Direktor
des Kgl. Kupferstich-Kabinets Friedrieb Lippmann hinter-
lassen hat, kamen am 26. und 27. November bei Lepke
zur Versteigerung — mit starkem Geräusch, wie es in
BerlinSitte ist. DerEindruckvoneinigenschönenStücken
unter den „primitiven" Bildern und Skulpturen, wie auch
die Erinnerung an die originelle Persönlichkeit des Samm-
lers, der in seiner amtlichen Tätigkeit Unvergängliches
geschaffen hat, gaben der Auktion Schwung und rissen
manche Dinge mit empor, die Lippmanns Wohnräume
glücklich dekoriert hatten, an sich aber nicht viel be-
deuten.

Die deutschen Museen, die ja bei solchen Gelegen-
heiten immer am Platze sind, beteiligten sich ziemlich
lebhaft, wenn auch grösstenteils ohne Erfolg. Das Berliner
Kaiser-Friedrich-Museum konnte sich einige gute deut-
sche Bildwerke kleinen Maassstabs sichern.

UnterdenBildernwarenbemerkenswert:3i.ßr^/«/-
kaiii: typisches Interieur in trüber rötlich brauner Tönung,
von guter, aber nicht ausserordentlicher Qualität
(16000 M.) 33. Sellajo: Cassonestück von reicher De-
korationswirkung, tüchtige Arbeit des neuerdings be-
achteten Florentiners (38000 M.) 34. Costa: Frauenpor-
trär. Der Autor fraglich. Jedenfalls eine fesselnde Lei-
stung von einem ferraresisch-bolognesischen Meister aus
der Zeit um 1520 (17000 M.) 35. Cozzarelli: Ver-
kündigung Mariae. Gut erhaltene Temperatafel von dem
keineswegs unbedeutenden Sieneser Quattrocento-
Meister (21 000 M.). 37. Engelbrechtsen: Hagars Ver-
srossung. Echt und gut erhalten (8600 M., relativ billig).
38. Bosch: Anbetung der Könige. Echt, aber nicht
tadellos konserviert (55000 M., angeblich für das Metro-
politan Museum in New York; die Höhe des Preises ist

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