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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 4
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Auktionsnachrichten
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0239

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mit der Seltenheit der Bosch-Bilder zu rechtfertigen,
vielleicht nicht ganz zu rechtfertigen). 41. Meister des
Todes Mariae: die hl. Familie. Mehrfach wiederholte
Komposition (20100 M.). 42. Isenbrant: Kleiner
Flügelaltar. Zierlich in der Form, glühend und harmo-
nisch in der Farbe. Es giebt nichts Besseres von dem
anmutigen Brügger Meister (52000 M., Pariser Kunst-
handel). 43. Dirk Vellert: Flügelaltar mit der An-
betung der Könige. Kunsthistorisch merkwürdig, weil
von diesem Meister sonst fast nur Kupferstiche, Zeich-
nungen und Glasmalereien bekannt sind (30000 M.).
44. Meister von Messkirch: Auferstehung Christi
Heiter und schwungvoll im Effekt, charakteristisch für
den Bodensee-Meister (19000 M.). 46. Bellegambe:
Vorführung einer Heiligen. Besonders feine, sorgsam
durchgebildete Leistung des in Douai thätigen Malers.
Der Käufer dieser Tafel kann das Gegenstück (die Hei-
lige am Marterpfahl) aus dem Pariser Handel dazu er-
werben (1 2 500 M.). 47. Deutscher Meister: Doppel-
porträt, datiert von 1490. Streng und charaktervoll, als
deutsches Tafelbildnis aus dem 18. Jahrhundert etwas
recht Seltenes (20500 M.). 49. Hans von Kulmbach:
Geburt Mariae. Diese liebenswürdige Komposition ge-
wann leicht viele Freunde. Der Ton des Dürer'schen
Marienlebens ist leicht abgewandelt ins Zarte, selbst
Elegante. Schwerlich wird sich ein besserer Name als
der Kulmbachs finden lassen, wenngleich die Tafel nicht
zu den typischen Hervorbringungen dieses Meisters ge-
zählt werden kann (52000 M., Berliner Privatbesitz).

50. Cranach: Gefangennahme Christi. Echt, mit dem
relativ frühen Datum 151?, von sehr guter Qualität
(14400 M., der niedrige Preis durch die Dunkelheit des
Bildes zu erklären).

Unter den Möbeln, Bildwerken, kunstgewerblichen
Dingen, die am zweiten Tage verkauft wurden, hebe ich
hervor: in. Anziehtisch mit reicher, farbiger Intarsia,
deutsch von 1600 etwa (25 400 M.) 116. Andrea della
Robbia: Leda. Als profane Darstellung in dem reichen
Robbia-Werke fast einzig und sehr gefällig (26000 M.).
126. Farbiges scharf gearbeitetes Tonrelief mit Mariae
Tempelgang. Rheinisch um 1480 (40000 M.). 133. Die
hl. Magdalena. Stattliche, reich kostümierte Figur in
Eichenholz, ohne Farbe, niederländisch um 1500
(15500M.). 134. Kleines Buchsrelief mit der Madonna,
süddeutsch um 1520 (16000 M.). 139. Der hl. Adriaen.
Munter aufgefasste Statuette in Eichenholz mit Spuren
von Farbe, holländisch um 1 520 (1 5000 M.). 144. Relief
in Kehlheimer Stein, mit einem Reiterkampf, süddeutsch
um 1560 (23 500 M.). 145. Der hl. Stephan. Nicht von
„Riemenschneider", ernste und ausdrucksvolle Figur, süd-
deutsch um 1500 (32000M., Österreichisches Museum zu
Wien). 152. Kleines, bunt bemaltes Buchsrelief mit der
„schönen Maria von Regensburg" von 1522, bayerisch
(15500 M.). 159. Der Tod Mariae. Kleines Hochrelief
in Eichenholz, ohne Farbe, originell komponiert, empfun-
den und tief, niederländisch gegen 1500 (19000 M.). —
Mit 186 Nr. ward ein Erlös von rund 1000 000 M.
erzielt. —



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CHRONIK

PRÄSIDENTENWAHL IN DER BERLINER
SEZESSION

Die Berliner Sezession hat am 5. Dezember Paul
Cassirer in einen auf 15 Mitglieder erweiterten Vorstand
gewählt und dieser hat Cassirer sodann zum Präsiden-
ten der Sezession gemacht. Max Slevogt übernimmt die
Bildung einer Jury, in der der Präsident keine Stimme
haben soll, und es besteht der Plan in Zukunft drei
Jahresausstellungen zu machen: die übliche Sommer-
ausstellung, eine Herbstausstellung für jüngere Talente
und eine Schwarz-weissausstellung im Winter.

„Kunst und Künstler" ist nicht ohne Anteil an
diesen Vorgängen. Wir hatten hier gelegentlich der
Besprechung der Sommerausstellung geraten, die Se-
zession solle sich einen Laiendirektor wählen, einen
künstlerisch-kaufmännisch geschulten Geschäftsführer
(siehe Jahrg. X, Seite 434-437). Wir hatten natürlich
an keine bestimmte Persönlichkeit gedacht. Wir dachten

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an einen Direktor, der imstande wäre die Sezession,
ohne persönlichen Ehrgeiz, nach jeder Richtung unab-
hängig zu machen. Wir wollen heute nichts mehr über
Einzelheiten dieser komplizierten, nur dem Eingeweihten
ganz verständlichen Angelegenheit sagen; wir wollen
nur konstatieren, dass ein Kunsthändler, der mit vielen
Mitgliedern der Berliner Sezession geschäftlich liiert ist
und der in seiner Hand sehr vieles von dem, was von
neuer Berliner Kunst wertvoll ist, monopolisiert hat,
Präsident der wichtigsten deutschen Künstlerver-
einigung ist. Eine Polemik hat jetzt keinen Zweck mehr;
doch soll auch nicht Zweifel daran gelassen werden, dass
wir diese Entwickelung der Dinge für bedenklich halten.
Die nächsten Ausstellungen werden wahrscheinlich gut
werden, da Paul Cassirer ein sehr erfahrener Aus-
stellungstechniker ist. Doch handelt es sich hier um
mehr als Ausstellungen; es handelt sich um die Idee
der modernen Kunst und darum, wie sie sich selbst un-

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