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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 7
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Voll, Karl: Adolf Oberländer
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0352

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ADOLF OBERLÄNDER, DIEB UND TOD

mit jener schönen saftigen Behandlung der grau-
schimmernden schwarzen Farbe gedruckt, die man
heute nicht mehr erreicht und die doch allein der
Intention jener am altdeutschen Holzschnitt gebil-
deten Künstler entsprochen hat.

Als Oberländer in die Fliegenden Blätter ein-
trat war diese erste grosse Blüte des deutschen
Holzschnittes vorbei. Noch immer hielt der Ver-
lag, wie er das ja bis heute thut, auf guten Schnitt
und möglichst sorgfältigen Druck: aber die Zeit
hatte sich geändert und mit ihr die Künstler. Nicht
mehr der edle Schwung der schönen Linie, sondern
die Pracht der malerischen Gestaltung und die Wucht
der freien Bewegung wollten die Künstler gestalten:
auch die Kultur hatte sich geändert. Unser alter
guter Holzschnitt von der Mitte hatte in Süddeutsch-
land das Malerische nicht gepflegt und war nicht
so weit gegangen wie in Berlin unter Menzels Füh-
rung. Aber das neunzehnte Jahrhundert war in seiner
Tendenz eminent malerisch; auch die Schule des
späteren Münchener Akademiedirektors Piloty, der
Oberländer entstammte, hielt in ihrer freilich nicht

sehr gesegneten Art auf das Malerische. Da ergab
sich von selbst eine Änderung des Holzschnittstils
und bald genug auch eine technische Veränderung.
In alter Zeit wurden die Zeichnungen vom Künstler
selbst auf den Holzblock gezeichnet. Das hatte
zwar manche unangenehme Folgen, aber doch einen
Vorzug, gegen den alle Schwächen nicht in Frage
kommen. Die Künstler bequemten sich dem Ma-
terial an und muteten ihm nicht zu, was es nicht
leisten konnte. Freilich bemerkten sie mit Verdruss,
dass ein ungeschickter Holzschneider nicht selten
die Zeichnung verdarb; auch war es ein Missstand,
der uns heute besonders peinlich ist, dass die Vor-
grundzeichnung des Künstlers durch das Schneide-
messer vernichtet wurde. Da schien die Photogra-
phie helfend eingreifen zu können. Man brachte
seit 1876 die Zeichnung photographisch auf den
Holzblock, und der Holzschneider konnte das Ori-
ginal bei seiner Arbeit zur Kontrolle vor sich haben.
Diese Neuerung ist schon in den sechziger Jahren
auch einmal von Menzel versucht worden, aber er
war mit dem Resultat sehr unzufrieden, während

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