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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 7
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0396

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doch wohl tatsächlich keinen Bau-
stil, der mit allen Kultur- und
Zivilisationsäusserungen seiner
Zeit so innig verwachsen wäre,
wie gerade die Kunst des Barock.
Hätten wir einen Stil, welcher der
Psyche unsrer Zeit so entspräche,
der so „modern" wäre, wie das
Barock einstmals war, — so wür-
den wir nicht soviel Barockbauten
kopieren.

Der kurze Essay, den der
Herausgeber dem Buche voraus-
geschickt hat, führt klar in die
Hauptprobleme hinein. Auch die
für den Lernbegierigen so prak-
tische Scheidung in landschaft-
liche Gruppen (süddeutscher und
norddeutscher Barock) und bei-
spielsweise die Unterscheidung
zwischen französischem Rokoko
und deutschem, als welchem es
gelungen sei, das Dekorations-
prinzip von den Innenräumen
auch auf den Aussenbau zu über-
tragen — auch dergleichen Ge-
sichtspunkte sind gut durchge-
führt und helfen viel zum Verständnis der künstlerischen
Fragen.

Maria Grunewald: Das Kolorit in der vene-
zianischen Malerei. Band I: Die Karnation. Berlin
1912. Bruno Cassirer.

Dieses sehr kluge und in den wesentlichen Teilen
sehr fleissig gearbeitete Buch enthält eine Menge gründ-
licher Studien und Beobachtungen über ein Thema, für
das es keine systematische Vorarbeiten giebt. Mögen
hie und da ein paar Einzelheiten auch noch genauerer
Nachprüfung bedürfen (wozu hier nicht der Ort ist),
das Verdienst der Arbeit wird dadurch nicht geringer.
Dieses Verdienst besteht darin, für eine spätere zusam-
menfassende Arbeit über den Kolorismus der Vene-
zianer wertvolle Vorarbeit geleistet und wichtiges Mate-
rial beigebracht zu haben. Ob die Verfasserin imstande
sein wird, diese abschliessende Arbeit selbst zu leisten,
muss abgewartet werden, da es sich hier um einen ersten
Band handelt, dem ein zweiter über die koloristische
Gesamthaltung der Gemälde folgen soll. Es ist daher
auch jetzt noch zu früh, ein Urteil über diesen ersten
Band zu fällen. Wenn trotzdem einige Bedenken nicht
zurückgehalten werden sollen, so geschieht das nicht um
das Verdienst an der Leistung zu schmälern, sondern um
vor Nachahmung zu warnen. Denn nach dem Resultat
dieses ersten Bandes zu schliessen, scheint es gefährlich
dem Problem mit der hier angewendeten Methode nahe-

ADOLF OBERLÄNDER, MUCKI DER AFFE

zutreten. Die Karnation ist doch immer nur ein Faktor
im Zustandekommen der koloristischen Wirkung eines
Gemäldes und bei den Venezianern nicht eimal der
wichtigste. Künstlerische Bedeutung gewinnt es doch
erst im Zusammenhang mit der ganzen Farbenrechnung
der Gesamterscheinung. Und wie sehr der Verfasserin
dies auch bewusst ist und was sie auch zur Erklärung ihrer
Methode vorbringt, es wird einem trotzdem schwer, sich
von der Stichhaltigkeit ihrer Gründe zu überzeugen.
Denn jedesmal, wo sie es mit wirklich grossen Meistern
zu thun hat, wie mit Giovanni Bellini und mit Tizian,
muss sie selbst (meist in einer Anmerkung) gestehen,
dass sie hier eigentlich den Rahmen ihrer Untersuchung
sprengen müsse, und sie tut es in solchen Fällen denn
auch. Da kommt man dann eben doch zur Erkenntnis,
dass ein Angreifen des Problems von einer anderen Seite,
von dem Gesichtspunkt der Gesamt-Farben-Komposition,
durchaus das Primäre gewesen wäre. Bei einer Eineng-
ung des Themas auf eine Einzelheit muss man der
mechanischen Betrachtungsweise verfallen (— es giebt
in der kunstwissenschaftlichen Literatur manche Bei-
spiele dafür, wie Rezensenr aus Erfahrung weiss). Die
Gefahr im vorliegenden Falle ist die, dass dabei grosse
Meister zu kurz kommen, dass der Betrachtende vor
dem einzelnen Baum den Wald nicht mehr sieht und am
Ende Versuche am untauglichen Objekt macht. Es ist
unfruchtbar, mit Maassstäben, die man an Giovanni Bei-

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