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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 8
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Proust, Antonin: Erinnerungen an Edouard Manet, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0422
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Bilder brachten noch nicht die Preise, die sie einige
Jahre später erreichten, aber immerhin zeigten sie
schon eine ansehnliche Höhe.

Die Jahrhundert-Ausstellung von 1809 ward
für Manet ein Triumph. Im Ehrensaal nahm er
den Ehrenplatz ein.

Der Erfolg war so gross, dass Amerika während
der Ausstellung den Versuch machte, die „Olympia"
zu erwerben. Eine französische Subskription, der
übrigens auch Künstler des Auslandes und Amerikas
beitraten, vereitelte dies Bestreben, und, infolge
von Claude Monets, Theodore Durets und Camille
Pelletans Bemühungen, hielt die „Olympia" ihren
Einzug ins Luxembourg. Ich glaubte mich nicht
an diesem Schritt beteiligen zu dürfen, im An-
denken an den berechtigten Ehrgeiz Manets, als
Ganzer in unseren Museen zu figurieren, aber ich
bin glücklich, dass das Gesuch Durets, Monets und
Camille Pelletans an den Minister der schönen
Künste Erfolg hatte.

Ich erinnere mich deutlich eines Gesprächs
über die „Olympia", mit Charles Cros, den der
Herzog von Chaulnes damals bei seinen wissen-
schaftlichen Untersuchungen unterstützte, bei wel-
chem Manet plötzlich aufsprang, uns vor die „Olym-
pia" führte, die an der rechten Wand seines Ateliers
in der Rue d'Amsterdam hing, und uns sagte: „Wenn
ich erst meine Wand im Louvre habe, mit dem da in
der Mitte, werden die Völkerschaften doch einiger-
massen überrascht sein."

Wird nun der Louvre sich endlich entschliessen,
der französischen Schule den Platz zu geben, der
ihr in unserem grossen Nationalmuseum zukommt?
Wird sie, so wie es Manet wollte, das Lebenswerk
eines jeden unserer Meister auf den Wänden in ge-
räumigen, hellen, von allen schreienden Aus-
schmückungen befreiten Sälen vereinigen? Und
wird man ihm, ihm vor allen, das geben, was ihm
zukommt?

Wird die Stadt Paris das thun, was sie schon
längst hätte thun sollen: wird sie auf eines ihrer
Strassenschilder den Namen Edouard Manet setzen?

Nichts lässt vorläufig darauf schliessen, dass
diese Akte der Gerechtigkeit sich binnen kurzem
vollziehen werden. Und doch ist sicher, dass, wenn
die französische Schule niemals in hellerem Glanz
erstrahlt hat als in unserem Jahrhundert, kein Maler
im ganzen Verlauf dieses Jahrhunderts mehr Maler
war als Manet. Seine reine Gesinnung hat sich
niemals verleugnen Die vorübergehenden Einflüsse,

die auf ihn wirkten, vermochten nicht die Über-
zeugungen zu erschüttern, die, wie ich schon sagte,
aus seiner frühesten Jugend stammen. Selbst wo
er schwankte, fühlt man den festen Glauben eines
Menschen heraus, der für seine Kunst lebte, und
der nicht eine Minute daran dachte, von seiner Kunst
zu leben.

Wenn wirklich die Malerei unfähig ist, das
Leben wiederzugeben, so hat keiner besser als er
verstanden, es zu übersetzen. Mögen die äusseren
Begleitumstände immerhin veralten — dem Lebens-
werk Manets wird stets der Duft „neuer Jugend-
frische" und „hinreissender Erregtheit" entströmen.

Wollte man seine Methode beschreiben, sie
analysieren, so wäre daseinkindischer Versuch,um so
kindischer, als er nur die eine hatte, die seine Sen-
sationen ihm aufzwangen. In betreff des Namens
„Impressionismus", der nicht, wie Mr. Beneditc
schrieb, von einem Bilde Claude Monets stammt,
das er unter dem Namen „Impression" ausstellte,
sondern der in unseren Diskussionen aus dem
Jahr 1858 entstand, pflegte Manet zu sagen: „Ein
Künstler muss Spontaneist sein", das ist das richtige
Wort dafür. Aber um spontan sein zu können,
muss man Meister in seiner Kunst sein. Das Hin-
und Hertasten führt niemals zu etwas. Man muss
übersetzen, was man empfindet, aber es, sozu-
sagen, augenblicklich übersetzen. Man spricht so
oft vom Treppenwitz, aber niemals von einer Treppe
des Witzes. Und doch, wieviel Menschen ver-
suchen sie zu erklimmen und kommen nie ganz
herauf, so schwer ist es, die Stufen auf einmal zu
ersteigen. Immer und immer wieder muss man zu
der Überzeugung gelangen, dass das, was man
gestern gemacht hat, nicht mit dem übereinstimmt,
was man heute schafft. „Ich," sagte er mir eines
Tages, „kümmere mich herzlich wenig darum, was
bisher über Kunst gesagt worden ist. Aber hätte
ich eine Meinung darüber abzugeben, so würde ich
sie folgendermassen formulieren: Ein jedes Kunst-
werk, aus dem der Geist der Menschheit, der Geist
der Zeitgenossenschaft zu uns spricht, ist interessant;
wenn er fehlt, ist es kein Kunstwerk."

Ich schliesse diese Erinnerungen. Lange schon
war es meine Absicht, sie zu veröffentlichen. In
jedem Jahre am 30. April, wenn ich von meiner
Wallfahrt zum Kirchhof von Passy zurückkomme,
wo stets einige treue Preunde sein bescheidenes
Grab mit Blumen schmücken, sagte ich mir, dass
ich es dem Andenken Manets schuldig bin, diese
Erinnerungen der Öffentlichkeit zu übermitteln.

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