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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 9
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Hausenstein, Wilhelm: Emil Preetorius
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0482

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EMIL PREETORIUS, ZEICHNUNG

EMIL PREETORIUS

VON

WILHELM HAUSENSTEIN

Es giebt Künstler, die man auch aus ihren unveröffent-
lichten lettres ä une amie kennen lernen sollte. Ihr
öffentliches Kunstwerk ist im Sinn einer vergangenen
oder gegenwärtigen oder auch einer zukünftigen Konven-
tion für die Allgemeinheit neutralisiert. Das Persönliche
ist da aufgehoben und es bleibt eine ausgleichende Formel
zurück. In dem wertvollen Drang zur Nivellierung der
Form liegen die Voraussetzungen für das wertvolle Ge-
setz der öffentlichen Wirkung. Keine öffentliche Wir-
kung ist ohne eine stilistische Kollektivformel möglich
— wie keine Kultur gesellschaftlichen Umgangs ohne die
eingelebte Zivilisation der Konventionen möglich ist.
Das beste Beispiel giebt das Rokoko. Und gerade das
Rokoko giebt auch ein Beispiel dafür, dass sich Persön-
liches hinter der Welt kollektivierter Sitten und Kunst-
formeln mit fein reduziertem Selbstbewusstsein behaup-
tete. Die Skizzen des Moreau-le-jeune sind sehr subjek-
tive Impressionen. Sein öffentliches graphisches Werk
hat die ganze reizende Unpersönlichkeit der Zeitkultur.
Gabriel de Saint-Aubin lebte Eindrücken von fanatisch
persönlicher Energie. Aber wollte er Dinge von öffent-
licher Wirkung geben, dann kehrte er Individuelles und
Momentanes unterdrückend in die Konventionen des
style Louis quinze und des style Louis seize zurück.

Das that er am zuverlässigsten, wo er Bücher illustrierte.
Bücher sind Kollektivwesen par excellence. Sie fordern
einen Stil von integrierender Anonymität, von strenger
Allgemeingültigkeit der formalen Wirkung. AuchLautrec
war sehr verschieden, wenn er Plakate, wenn er Map-
penlithographien und wenn er Handblärter zeichnete.
Seine Kunst ist eine Leiter von Formalwirkungen, die
von einer klassischen Unpersönlichkeit bis zur gespitz-
testen subjektiven Augenblickslaune geht.

Nicht dass Preetorius fordern wollte, man solle ihn
materiell für einen neuen Toulouse oder Saint-Aubin
nehmen. Es handelt sich um eine Analogie des Stilbe-
wusstseins, nicht um eine positive Stilidentität. Inner-
halb einer ähnlich gestimmten Stoffwelt hat Preetorius
eine ähnliche Doppelheit des Ausdrucks. Seine öffent-
liche Kunst gilt der Bildung einer möglichst allgemeinen
Konvention formaler Wirkungen. Da wird ihm das
Künstlerische zu einer Angelegenheit eines neutralen
und damir verbindenden gesellschaftlichen Taktes. Die
Form sucht objektive, fertige Wirkung. Kurven und
Flächen accentuieren wie gesellschaftliche Wesen ihre
formale Tadellosigkeit. Sie haben die ausgeputzte Poli-
tur der formalen Korrektheit. Preetorius ordnet einen
Typensatz nach Gesichtspunkten, die eine möglichst aus-

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