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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 9
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Andreas Aubert: ein Brief
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0484

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ANDREAS AUBERT f

EIN BRIEF VON
ALFRED LICHTWARK

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Sehr geehrter Herr,

hr Brief, der mir die Nach-
richt von Andreas Auberts Tode
bringt, beivegt mich sehr. Ich
vermag es mir gar nicht vor-
zustellen, dass ich nie wieder
mit ihm vor den deutschen
Meistern in der Kunsthalle
stehen soll, denen seine Liebe

gehörte. Er war — es mag iSpi oder iSpz gewesen
sein — zu mir nach Hamburg gekommen, um die
Bilder Runges zu sehen, den er nur als Schriftsteller
gekannt hatte, und brachte mir Caspar David Friedrich,
von dem ich nur die Heuernte und den Mondschein
der Dresdener Galerie gesehen hatte, ohne daraus die
Bedeutung des Meisters erfasst zu haben.

Es war für uns die Zeit der ersten Entdeckungen
oder Wiederentdeckungen in der deutschen Kunst des
neunzehnten Jahrhunderts. Die jüngere Generation
hat keine Ahnung von der Wirrsal, aus der wir uns
herauszuarbeiten hatten. War das etwas, oder war
das nichts, was wir scheu und heimlich zu lieben be-
irannen? Ich erinnere mich, dass ich mich vor Bildern
wie den Bildnissen Oldachs oder Mildes, die mir ge-
fielen, obwohl manche Kenner und Künstler, auf deren
Urteil ich gab, die Achseln zuckten, ganz mechanisch
gefragt habe: wäre das holländisch und siebzehntes
Jahrhundert, würden wir es nicht aus gezeichnet finden?

Wer solch eine Zeit (oder gerade diese Zeit) nicht
durchgemacht hat, kann sich keine Vorstellung davon
machen, wie das plötzliche Auftauchen Auberts auf
mich wirkte. Er kannte die Franzosen so gut wie die,
die über alles Deutsche zu lächeln pflegten, kannte sie
besser als die meisten, und nahm das Deutsche so ernst
wie das Französische und liebte es fast noch mehr.
Aubert war der erste vom Typus der skandinavischen
Forscher, der mir begegnete. Sie waren damals weiter
als wir, denn sie hatten sich schon wieder durchge-
rungen zur Erkenntnis ihrer eigenen Kunst und liebten
sie wieder, ohne sie mit französischen Namen zu
nennen. Einer nach dem andern, Emil Hannover,

Karl Madson, Pietro Krohn hat mir nachher die Herz-
stärkung seiner Teilnahme an den Werken der deut-
schen Künstler gebracht, lange Zeit ehe in Deutschland
eine neue Generation die Mitarbeit übernahm. Aubert
fühlte ich mich ganz besonders verpflichtet, weil er der
erste war.

Wir haben diesen Skandinavien weit mehr als Zu-
stimmung und Aufmunterung zu danken. Bernt
Grönvold, der Maler, hat uns Meister wie Wasmann
und die beiden Roh den wieder entdeckt, Aubert hat in
seinem grossen Werk über J. C. Dahl und dem schönen,
gedrungenen Buch über Runge und dem krönenden
Werk seines Lebens, der Arbeit über Caspar David
Friedrich ein fruchtbares Stück Pionierarbeit für uns
geleistet. Sem Dahl ist leider nicht übersetzt worden
und daher zu wenig bekannt. Sein Friedrich steckt
noch im Manuskript. Es ist ein Kummer für seine
Freunde, denken zu müssen, dass er den Erfolg dieses
Buches nicht erlebt hat. Das Schicksal ist ihm sehr viel
schuldig geblieben, dass es ihm dies letzte Glück ver-
sagt hat.

Was Aubert für Norwegen bedeutet hat, vermögen
wir nicht abzuschätzen. Sein Buch über J. C. Dahl,
eins der gründlichsten und liebenswertesten Werke
über neuere Kunst, wird in dem Schrifttum seines
Volkes einen Ehrenplatz behaupten, und die National-
galerie in Christiana verdankt seinem Aufenthalt in
Dresden eine Anzahl der vornehmsten Arbeiten Dahls.
Was er für Deutschland bedeutet, wird erst klar wer-
den, wenn sein Buch über Caspar David Friedrich er-
scheint, als dessen Wiederentdecker wir ihn ansehen
dürfen.

Seine persönlichen Freunde in Deutschland, zu
denen von der ersten Stunde an auch Woldemar von
Seidlitz gehörte, trauern um den reinen und edlen
Menschen mit seiner lieben und verehrten Frau, die
so ruhig und an sich haltend neben ihm stand, und
von der wir doch durch ihn wussten^ dass sie ihm
Freund, Mitarbeiter und Mitstreiter war.
Ihr sehr ergebener

Lichtwark.

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