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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 11
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Behrendt, Walter Curt: Schloss Rheinsberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0570

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ADOLF MENZEL, RIIEINSBERG

HOLZSCHNITT AUS KUGLERS GESCHICHTE FRIEDRICHS DES GRÜSSEN

SCHLOSS RHEINSBERG

VON

WALTER CURT BEHRENDT

ie Baukunst ist am Hofe der
preussischen Könige eigent-
lich zu allen Zeiten ein rech-
tes Stiefkind gewesen. Zwar
hat es den Regierenden nicht
an lebendigem Interesse oder
an schöpferischer Baugesin-
nung gefehlt; der gute Wille
ist immer vorhanden gewesen
und aus allen Projekten auch nachwirkend heraus-
zufühlen. Woran es aber gebrach, das waren die
materiellen Mittel, jene unbegrenzt gesteigerten
Bausummen, die unbedenklich und mit der gran-
diosen Geste des fürstlichen Verschwenders hätten
ausgegeben werden können. Die Hohenzollern sind,
fast ohne bemerkenswerte Ausnahmen, vorsorgliche
und sparsame Landesväter gewesen, denen jener
geniale Kunstsinn fehlte, der die Namen selbstherr-
licher Bauherren vom Schlage des vierzehnten Ludwig
und Augusts des Starken in der Geschichte der Ar-
chitektur unsterblich gemacht hat. Die preussischen
Könige hatten fast stets mit den drängenden Sorgen
um die Existenz ihres Landes zu kämpfen, und die
spärlichen Erträgnisse des mit Glücksgütern nicht
eben gesegneten märkischen Bodens wurden schnell

und gründlich durch die unablässig notwendigen
Aufwendungen für die Armee wieder aufgezehrt.
Das Land gedieh freilich prächtig dank dieser für-
sorglichen Wirtschaftspolitik seiner Fürsten; es
wurde gross, mächtig und stark. Aber die Baukunst
ist dabei etwas zu kurz gekommen. Die private
Bauthätigkeit der Hohenzollern hat sich stets nur im
engenRahmen unumgänglicher Bedürfnisse gehalten.
Die paar ländlichen Schlossbauten, die man auf
märkischen Wanderungen an einigen landschaftlich
bevorzugten Punkten antrifft, sind bedeutend und
anziehend nicht eigentlich als architektonische
Schöpfungen oder durch absoluten Kunstwert. Es
sind recht bescheidene und einfache Bauwerke, die
in ihren Formen und Dekorationen zuweilen fast
provinziell anmuten und die weder als Talent-
äusserungen noch hinsichtlich ihres Aufwands etwa
als vollwertige Exponenten einer grossgearteten
nationalen Baukultur gelten können. Dass sie aber,
diese Einschränkungen vorausgesetzt, im ganzen
doch einen vortrefflichen Eindruck hinterlassen,
das verdanken sie dem Reiz ihrer Situation und
dem besonderen Geschick, mit dem die von der
Natur dargebotenen Vorteile bei ihrer Gesamt-
anlage ausgenutzt worden sind. Es ist eine liebens-

5<So
 
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